Furka, Obergoms
Das Gebiet oberhalb vom Furkapass und Rhonegletscher wird oft nur verkürzt als „
Furka" bezeichnet. Von dort stammen offene und auch geschlossene Gwindel. Die Klüfte zwischen Galenstock und Furkahörner sind berühmt für
Adular,
Bergkristall und dunklen
Rauchquarz. Die
Muttenhörner südlich vom Furkapass zählen bereits zum Gotthardmassiv, sie liegen auf der Grenze des Kantons Wallis zum Kanton Uri. Porzellanartiger
Periklin wird zum Beispiel im Gebiet um den
Muttgletscher gefunden. Die Gemeinde
Obergoms mit dem Gemeindeteil Gletsch liegt unterhalb des Rhonegletschers, aus dem die Rhone entspringt. Die umliegenden Fundstellen umfassen die Walliser Gebiete der Pässe Grimsel, Furka und Nufenen. Zum Gebiet zählt auch das
Gerental, das bei Oberwald in die Rhone mündet. Es liefert schönen
Ankerit und viele weitere Minerale. Am berühmtesten sind jedoch die „Eisenrosen“ aus rosettenartig angeordnetem
Hämatit im tafeligen Habitus. Sie werden in fast allen Gebieten des Obergoms östlich der Rhone gefunden.
Griesgletscher, Fieschergletscher
Vom
Griesgletscher südlich des Nufenenpasses stammen die schönsten
Tessiner Quarze der Alpen. So bezeichnet man einen Quarzkristall mit besonders steilen Rhomboederflächen. Die Bergkristalle aus den Klüften rund um den Gletscher sind besonders klar und rein. Der
Fieschergletscher befindet sich (von Fiesch aus gesehen) vor dem Finsteraarhorn (4274 m.ü.M.) und dem Finsteraarrothorn. Er liegt zwar im Kanton Wallis, zählt aber geologisch zu den Berner Alpen und ist nach dem Aletschgletscher der zweitgrößte Gletscher der Schweizer Alpen. In den Klüften um den Gletscher wird sehr schöner
Amethyst gefunden. Farbstarke und klare Kristallaggregate zählen zu den wertvollsten Raritäten aus den Alpen.
Gibelbach bei Fiesch
Die bekannteste Fundstelle der Schweiz für Zeolithe befindet sich bei Fiesch. Am
Gibelbach (eigentlich Gibelschbach oder auch Gibelsbach) findet man oberhalb von Fiesch auf einer Schutthalde und im Erosionsbereich des Bachs Zeolithe wie
Epistilbit,
Heulandit,
Laumontit oder
Stellerit. Was früher für einen
Stilbit gehalten wurde, hat sich nach neuen chemischen Untersuchungsmethoden als Stellerit herausgestellt. Dieses Mineral erscheint weiß, während der Epistilbit vom Gibelbach entweder gelbliche Garben oder gut ausgebildete, klare Kristalle bildet. Der im triklinen System kristallisierende Epistilbit zeigt pseudo-orthorhombische Kristalle. Am Gibelbach erreichen die Epistilbitkristalle maximal acht Millimeter, während der flächenreiche, tafelige bis würfelige
Heulandit-Ca Kristalle bis zwei Zentimeter ausbildet. Die Zeolithe sind häufig mit grünem, oktaedrischem
Fluorit kombiniert. Sie wachsen auf einem Rasen mit kleinen Quarzkristallen.
Rhoneschlucht, Mühlebach
Zwischen Fiesch und Mühlebach befindet sich die
Rhoneschlucht. Von der Hängebrücke bei Mühlebach hat man einen Einblick in die Schlucht, die Einmündung des Mühlebachs in die Rhone ist allerdings von dort aus nicht einsehbar. Aus der Rhoneschlucht stammen die schönsten
Rutile der Schweiz, die als gitterartige verwachsene Drillinge zu einem „Sagenitgitter“ ausgebildet sind. Der Rhipidolith ist eine Varietät des
Klinochlors. Ganz unten am Bach kommt
Aragonit vor. Bei
Mühlebach wird schöner
Ankerit gefunden, im Permokarbonschiefer kommt der dem Klinochlor ähnliche
Chloritoid vor.
Simplongebiet
Im
geschichtsträchtigen Bergwerk
Gondo an der Südrampe des Simplonpasses wurde früher goldhaltiger
Chalkopyrit abgebaut. Im
Gantertal findet man das blaugraue Amphibol
Glaukophan in der Varietät Crossit. Ebenfalls im Simplonpassgebiet liegt das
Bortelhorn, wo
Rutil als Sagenitgitter vorkommt. Etwas weiter südwestlich liegt der Isenwegg bei der
Wasenalp, wo das seltene Bariummineral
Armenit gefunden wird. Es befindet sich im hellgrauen Zoisit-Celsian-Gneis. Das sehr harte Mineral bildet klare Kristalle nach dem orthorhombischen System. Die sechsseitigen Prismen haben flache oder pyramidale Spitzen.
Felskinn bei Saas Fee
Als
Felskinn wird die Seilbahnstation oberhalb von Saas Fee auf 2988 Höhenmeter bezeichnet. Unterhalb der Station liegt der Moränenschutt des Gletschers. Die Gletschermoräne befindet sich unterhalb einer Felswand, daher ist dort das Suchen nach Mineralien lebensgefährlich. Im Schutt und auch in der Felswand befinden sich Adern des metamorphen Gesteins Rodingit. Das helle Gestein ist reich an Mineralien der
Granat-Supergruppe wie Andradit, Grossular und Hessonit, sowie die schwarze Andradit-Varietät Melanit. Das grüne Mineral
Klinochlor kommt in den typischen gestapelten Säulen, aber auch in dünnen, fast farblosen, pseudohexagonalen Tafeln vor. Sehr interessant ist der vielgestaltige
Vesuvianit, der wie der farblose
Diopsid am Felskinn relativ häufig auftritt. Typisch sind auch
Albit und die haarförmige Aktinolith-Varietät
Amianth. Seltener sind
Apatit,
Epidot, würfelförmiger
Magnetit oder
Titanit. Der
Calcit bildet nur winzige Kristalle auf Diopsid oder Klinochlor.
Zermatt und Mattertal
In Gasenried oberhalb von
St. Niklaus im Mattertal wurde in den 1930er-Jahren schöner
Pyrophyllit gefunden. In den Souvenirläden von Zermatt wird manchmal die grüne Granat-Varietät Uwarowit als Schmuckstein angeboten. Die winzigen, fast mikroskopisch kleinen Kristalle bilden im grauen Schiefer leuchtend grüne Rasen. Dabei handelt es sich entweder um einen chromhaltigen Grossular oder – sofern der Chromgehalt überwiegt – um
Uwarowit. Das Material kommt an mehreren Stellen im Gebiet Zermatt und Saas Fee vor, zum Beispiel am Riffelhorn oder bei den
Lichenbrettern. Am
Rimpfischwäng werden der
Demantoid (in Asbest) in gelbgrünen oder grünen, kugeligen Kristallen oder hervorragend ausgebildeter
Vesuvianit gefunden. Typisch im Gebiet Zermatt ist auch der
Magnetit. Die kleinen Oktaeder sitzen im Chloritschiefer, manchmal sind sie herausgefallen. Aus einem sehr seltenen Fund am
Pollux von 1954 stammt
Analcim in gut ausgebildeten Kristallen. Manche dieser Stücke wurden von Strahlern als „
Leucit“ bezeichnet. Dieses Natriumaluminiumsilicat bildet mit dem Kaliumaluminiumsilicat Analcim eine Mischkristallreihe. Die Hochtemperaturform des Leucits bildet wie der Analcim kubische Ikositetraeder.
Val d'Anniviers
Im Val d'Anniviers südlich von Siders gibt es sehr viele aufgelassene alte Bergwerke. Aus dem Gebiet stammen viele farbenprächtige Minerale, die in Micromountsammlungen vertreten sind. Aus der
Mine Fusette kommt rosettenartiger
Aurichalcit. Er tritt dort zusammen mit dem kugeligen
Rosasit auf. Das türkisblaue Kupfersulfat
Chalkanthit ist an den Wänden der Grubengänge in der
Mine de Garboula weit verbreitet. Der
Chalkophyllit bildet sich ebenfalls sekundär aus Kupfermineralen. Er ist in der Schweiz relativ selten, kommt aber in der
Mine de Gosan in kleinen, türkisblauen Plättchen vor. Der
Erythrin aus der
Mine de Collioux inférieur bildet himbeerrote Kugelaggregate.
Mont Chemin
Am
Mont Chemin bei Martigny wurden früher silberhaltiger
Bleiglanz,
Fluorit und Eisenerze wie
Pyrit oder
Chalkopyrit abgebaut. Das Vorkommen von
Gold ist schon seit dem Altertum bekannt. Der Mont Chemin stellt das Nordende des Mont-Blanc-Massivs dar, er ist mit Gängen des Quarzporphyrs durchsetzt. So bezeichnet man einen quarzhaltigen Granit. Das von den Sammlern gesuchteste Mineral ist das gelbe Wolframerz
Scheelit, das am Mont Chemin in kleinen tetragonalen Dipyramiden vorkommt. Es ist an verschiedenen Stellen zu finden, die besten Stücke brachte das „Scheelitloch“ am 1448 Höhenmeter hohen Tête des Econduits hervor. Aus einem Erkundungsstollen wurden unter anderem
Hemimorphit,
Erythrin,
Smithsonit oder
Wulfenit nachgewiesen. Der
Hydrozinkit bildet Krusten, manchmal auch auf dem seltenen grauschwarzen
Cesàrolith.
Parisit-(Ce) oder
Xenotim-(Y) sind Minerale der Seltenen Erden. Das Calcium-Cer-Mineral
Parisit-(Ce) bildet gelbliche bis orangerote Kristalle, die gerne auch einen länglichen Habitus zeigen und nur an der Spitze klar erscheinen. Die Kristalle dieses Carbonates erscheinen häufig rissig oder zersetzt. Manchmal wächst am Ende eines Parisitkristalls epitaktisch ein
Synchisit-(Ce), von dem der Parisit nur schwer zu unterscheiden ist. Eine Rarität ist
Gold, das manchmal auf dem verwitterten
Pyrit oder in seinen Rissen zu finden ist. Der
Pyrit ist fast immer nach
Limonit umgewandelt. Es werden auch Titanminerale wie
Anatas,
Brookit,
Ilmenit,
Rutil oder
Titanit gefunden. Der Bau des Straßentunnels 1987 bis 1991 unter dem Mont Chemin brachte zahlreiche Minerale ans Tageslicht.
Val d'Illiez und Choëx
Das
Val d'Illiez ist ein Seitental oberhalb von Monthey oder Bex ganz im Südwesten des Kantons. Von dort kommen die schönsten
Fensterquarze der Schweiz. Vom Zepterquarz gibt es Übergangsformen, die bereits teilweise skelettiert sind. Die Quarze können mit blättrigem
Calcit, dem „Papierspat“, kombiniert sein. Bei
Choëx im Steinbruch Carrière de Cho
ëx-Massongex werden ebenfalls Fensterquarze gefunden, aber auch sehr schöne Aggregate mit kleinen Quarzkristallen und Calcit. Typisch ist der „Fingernagelcalcit“, bei dem die „Blätter“ (des Papierspates) um einiges dicker sind.
Weitere Fundstellen im Wallis
Nördlich von Brig liegt das Baltschiedertal, wo am
Alpjuhorn Molybdänit gefunden wird. Die Klüfte am Niwen im vorderen
Lötschental liefern schönen Bergkristall, der als Fadenquarz oder auch als Phantomquarz ausgebildet sein kann. Im Blei-Zink-Bergwerk
Goppenstein wurden früher Erze wie
Bleiglanz,
Kupferkies oder
Zinkblende gefördert. Das Erz kommt in Bändern zusammen mit
Quarz und
Baryt vor. Am
Pipjigletscher im Turtmanntal wird das seltene Manganarsenat
Sarkinit gefunden. Aus der Pyrit-Grube bei
Aproz stammt Pyrit, der im Anthrazit eingewachsen ist und früher zur Herstellung von Schwefelsäure verwendet wurde.
Erwähnenswert ist auch das Uranmineral-Vorkommen zwischen
La Creusaz und Les Marécottes oberhalb von Salvan im Vallée du Trient, das nach Martigny in das Rhonetal mündet. Zwischen 1956 und 1984 wurde dort in Probebohrungen, Stollen und Schürfstellen nach Uranerzen gesucht. Das Vorkommen der
Pechblende erwies sich aber in diesem Uranprospekt nicht als abbauwürdig. Es wurden weitere typische Uranminerale wie
Metazeunerit und
Zeunerit,
Rutherfordin,
Uranophan oder
Walpurgin gefunden. Die Stelle ist Typlokalität für
Françoisit-(Ce),
Marécottit und Pseudojohannit.
Ergänzung: Kanton Waadt
Die Gemeinde
Bex liegt schon im Kanton Waadt an der Grenze zum Wallis im Rhonetal. Das Bergwerk ist noch in Betrieb, ein Teil davon ist als Besucherzone zugänglich. Während das Steinsalz im 18. Jahrhundert bergmännisch abgebaut wurde, erfolgt die Gewinnung heute in der Saline de Bex durch das Hochpumpen der Sole, die beim Einleiten von Wasser in das Salzlager entsteht. Aus diesem Grund gibt es praktisch keine Belegstücke mehr mit
Steinsalz. Auch
Gips aus dem Salzbergwerk ist eine Rarität. Die alten Stollen der Schwefelmine in
Sublin bei Bex sind heute nicht mehr zugänglich. Dort wurde zu Zeiten der Pulverknappheit ab 1803
Schwefel abgebaut.
Hinweis: Es werden nicht alle Minerale einer Fundstelle aufgezählt, sondern nur die bekanntesten.