Fluorit, Flussspat
engl. Fluorite
Nach dem lateinischen Wort fluere („fließen“)
Formel
Stoffgruppe
Farbe
Strich
Glanz
Transparenz
Härte (Mohs)
Dichte
Spaltbarkeit
Bruch

Kristallsystem
Kristallklasse
CaF2
Halogenide
farblos, grün, gelb, violett, blau, rosa
farblos
Glasglanz
durchsichtig bis undurchsichtig
4
3,1 – 3,2 g/cm³
vollkommen (Oktaeder)
uneben

kubisch
kubisch-hexakisoktaedrisch
Fluorit BerbesLupe
Eigenschaften
Varietäten
Kristallformen
Geschichte
Vorkommen
Verwendung
Beschreibung

Fluorit Spaltoktaeder
Lupe
Fluorit, Spaltoktaeder
Hunan, China
Antozonit aus Wölsendorf
Lupe
Antozonit aus Wölsendorf, Deutschland
Fluorit Rogerley Mine
Lupe
Fluoritzwillinge Rogerley Mine, England
Fluorit Dalnegorsk
Lupe
Fluorit aus Dalnegorsk
Fluorit Elmwood
Lupe
Elmwood-Fluorit mit verheilten Ecken
Fluorit Parkettierungen
Lupe
Parkettierungen aus Naica, Mexiko
Fluorit Phantome
Lupe
Phantome aus Xianghualing, China
Rosa Fluorit vom Sommerloch
Lupe
Rosa Fluorit Oktaeder, Sommerloch, Grimsel
Fluorit, Calcit aus Elmwood
Lupe
Calcit, Fluorit, Zinkblende aus Elmwood
Eigenschaften

Fluorit ist weltweit ein sehr häufiges Mineral, das sehr spröde ist und in fast allen Farben vorkommt. Während die Kristalle relativ stabil sind, kann derber Fluorit an der Luft Sprünge bekommen. Beim Zerschlagen zerbricht Fluorit in kleine Stücke, die die Form eines Oktaeders aufweisen. Diese Stücke bezeichnet man als Spaltoktaeder.

Fluorit ist aus Calciumfluorid aufgebaut. Er ist sehr säurebeständig, er löst sich nur in konzentrierter Schwefelsäure unter Bildung von Flusssäure. Beim Erhitzen auf einer Herdplatte beginnt er zu leuchten, es tritt Thermolumineszenz auf. Manche Fluorite zeigen auch eine Fluoreszenz unter UV-Licht.


Varietäten

Die schwarze Varietät Antozonit verbreitet beim Zerschlagen einen stechenden Geruch, dabei entstehen geringste Mengen Fluor. Forscher der LMU und TU München konnten im Jahr 2012 darin erstmals elementares Fluor-Gas in winzigen Spuren nachweisen [Lit Schmedt/Mangstl/Kraus 2012]. Der schwarze Fluorit aus Wölsendorf zeigt zum Beispiel dieses Phänomen. Es riecht beim Anschlagen oder Zersägen so stechend, dass Bergleute früher davon erbrechen mussten [Lit Mineralienatlas]. Sie nannten den Antozonit auch „Stinkspat“. Durch die radioaktive Strahlung des leicht uranhaltigen Antozonits spaltet sich das Calciumfluorid in Fluor und Calcium auf. Wasser reagiert mit dem Fluor zu Fluorwasserstoff. Dabei entsteht ein Sauerstoff-Radikal, das mit dem Luftsauerstoff zu Ozon reagiert. Vor allem dieses erzeugt den stechenden Geruch. In kleinen Einschlüssen des Minerals bleibt das Fluor erhalten.


Kristallformen und Wachstum

Fluorit kristallisiert im kubischem Kristallsystem. Dort kommen sämtliche Grundformen als Kristalle vor. Am häufigsten findet man Würfel und Oktaeder. Sehr verbreitet sind auch Kombinationen der Hauptformen, so entsteht zum Beispiel eine Kristalltracht aus Würfel und Oktaeder. Die Würfel mit einer schrägen Kante enthalten die Flächen des Rhombendodekaeders. Der Fluorit aus Berbes auf dem Titelbild ganz oben zeigt dieses Phänomen.

Häufig treten auch Zwillinge auf, zum Beispiel die Durchdringungszwillinge von Würfeln, die für die blaugrünen Fluorite der Rogerley Mine in England typisch sind. Fluorit findet man auch in kugeligen, stängeligen, spätigen, grob- oder feinkörnigen und massigen Aggregaten.

Durch Störungen während dem Wachstum können verschiedenartige Verzerrungen oder Degenerationen der Kristalle auftreten. Dies kann die Kanten, die Ecken oder die Flächen betreffen. Werden die Ecken zum Beispiel bei einem Würfel nach gestörten Eckenwachstum wieder aufgefüllt, erhält man einen Kristall mit verheilten Ecken, die als Carthage Corners bezeichnet werden. Diese können eine andere Farbe oder eine andere Transparenz aufweisen. Besonders begehrt sind die violetten Fluorite aus der Elmwood Mine in Tennessee, wenn sie glasklare Ecken aufweisen.

Wenn die Oberfläche eines Kristalls Baufehler im Kristallgitter aufweist, dann können gegeneinander verdrehte Flächen auftreten. Dieses Phänomen bezeichnet man als Parkettierung oder als Mosaik-Struktur. Einige Fundstellen im Mexiko liefern zum Beispiel diese Spezialitäten.

Werden während der ersten Wachstumsphase Fremdstoffe eingeschlossen, entstehen Phantome. Ist der Kristall transparent, sieht man ein Abbild aus der „Jugendphase“ des Kristalls.


Geschichte

Flussspat wurde schon von den alten Griechen als Erz verarbeitet. Plinius erwähnt ein Material, aus dem die murrhinischen Gefäße gefertigt waren. Das aufbauende Material myrrha für die Vasen und Schalen ist wahrscheinlich mit dem heutigen Flussspat identisch. Das Mineral diente in verschiedenen Kulturen zur Herstellung von Skulpturen und Kunstgegenständen, zum Beispiel auch bei den Indianern.

Der bergmännische Name Flussspat geht auf seine Verwendung als Flussmittel bei der Metallgewinnung zurück. Spat ist eine alte bergmännische Bezeichnung für gut spaltbare Minerale.


Vorkommen

Fluorit wurde früher in Deutschland an zahlreichen Orten abgebaut, beispielsweise im Schwarzwald in der Grube Clara bei Oberwolfach oder in der Grube Gottesehre bei Urberg. Die Grube Clara ist noch heute aktiv. Das Wölsendorfer Revier in der bayerischen Oberpfalz ist reich an Flussspat-Vorkommen. Der Bergbau geht dort bis in das 12. Jahrhundert zurück. Das Revier liefert auch braunen oder schwarzen Antozonit. An vielen verschiedenen Orten im Erzgebirge wird Fluorit in allen Variationen gefunden, zum Beispiel bei Pöhla, bei Ehrenfriedersdorf, in der Grube Eisernes Schaf bei Frohnau im Annaberg-Revier, in der Grube Vater Abraham oder in der Grube St. Johannes im Revier Marienberg. Am Bellerberg bei Ettringen in der Eifel kommt kugelförmiger Fluorit vor.

Die alpinen Fundstellen wie am Sommerloch beim Grimsel im Schweizer Kanton Bern wurden durch die rosafarbenen Fluorite berühmt. Diese erzielen auf dem Sammlermarkt die höchsten Preise. Grünen, parkettierten Fluorit findet man im Kanton Bern auf der Axalp oberhalb von Brienz. Im Kanton Wallis kommt grüner Fluorit in Oktaedern am Gibelbach bei Fiesch vor. Eine bekannte Fundstelle für den begehrten rosa Fluorit in Österreich ist das Hollersbachtal. Aus dem Kraftwerkstollen am Naßfeld bei Böckstein stammt grüner Fluorit in Oktaedern. Beide Fundstellen liegen im Bundesland Salzburg.

Die Rogerley Mine bei Weardale in England liefert grüne oder violette Würfel mit Durchdringungszwillingen, die unter dem UV-Licht eine deutliche Fluoreszenz zeigen. Die violetten Fluorite aus Berbes in Spanien sind oft mit hellem, tafeligem Baryt besetzt. Aus dem Villabona-Arlos-Bergbaurevier bei Solis im spanischen Asturien stammen gelbe Fluorite, auf denen oft weiße Calcitkristalle sitzen. Bei den Sammlern sind die blauen Fluorite aus Elmwood in Tennessee USA sehr begehrt, besonders wenn sie zusammen mit Calcitkristallen vorkommen. Die Kristalle sitzen auf einer Matrix aus Zinkblende. Die Fluorite aus dem russischen Dalnegorsk sind oft klar oder grün. Aus der Provinz Hunan in China kommen viele Fluorite mit einer hohen Farben- und Formenvielfalt auf den Markt.


Verwendung

Fluorit ist ein bedeutender Rohstoff zur Herstellung von Flusssäure, Fluor und Flussmitteln für die Aluminiumherstellung. Er dient zum Ätzen von Glas, klare Kristalle werden für Linsen in optischen Geräten benötigt, beispielsweise in Fernrohren und Lasern. Fluorite sind aufgrund ihrer Farben- und Formenvielfalt bei Sammlern begehrt oder sie werden zu Schmucksteinen verarbeitet.



Fluorit
Lupe
Fluorit aus Megala Pefka in Laurion
Fluorit
Lupe
Blauvioletter Fluorit aus der Grube Clara
Fluorit
Lupe
Fluorit vom Gletscherhorn, Kanton Uri
Fluorit
Lupe
Fluorit vom Zinggenstock, Kanton Bern
Fluorit
Lupe
Fluorit von der Axalp, Kanton Bern
Fluorit
Lupe
Fluorit vom Gibelbach bei Fiesch, Kanton Wallis
Fluorit
Lupe
Fluorit aus Pöhla im Erzgebirge
Fluorit mit Siderit aus Ehrenfriedersdorf
Lupe
Fluorit mit Siderit aus Ehrenfriedersdorf im Erzgebirge
Fluorit
Lupe
Fluorit aus der Grube Vater Abraham, Revier Marienberg
Fluorit
Lupe
Fluorit aus der Grube Vater Abraham, Revier Marienberg
Fluorit
Lupe
Fluorit aus der Grube St. Johannes, Revier Marienberg
Fluorit
Lupe
Fluorit aus der Grube St. Johannes, Revier Marienberg
Fluorit
Lupe
Kugeliger Fluorit vom Bellerberg aus der Eifel
Fluorit
Lupe
Violetter Fluorit aus der Grube Clara
Fluorit
Lupe
Klare Fluoritwürfel aus der Grube Clara
Fluorit
Lupe
Gelbe Fluoritwürfel aus der Grube Clara
Fluorit
Lupe
Fluorit mit Chalkopyrit aus der Grube Clara
Fluorit
Lupe
Fluorit mit Chalkopyrit aus der Grube Clara
Fluorit
Lupe
Bariopharmakosiderit mit Fluorit aus der Grube Clara
Fluorit
Lupe
Bariopharmakosiderit auf Fluorit aus der Grube Clara
Fluorit
Lupe
Quarz mit Fluorit aus der Grube Hermine, Wölsendorf
Fluorit
Lupe
Fluorit mit Calcit und Quarz aus der Grube Hermine
Fluorit
Lupe
Fluorit mit Quarz aus der Grube Hermine
Fluorit
Lupe
Fluorit aus der Grube Cäcilia, Wölsendorf
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