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Schweiz: Wallis / Graubünden / Tessin / Uri / Glarus / St. Gallen / Bern / Juramineralien
Kanton Bern: Aarmassiv / Täler u.a. / Leissigen / Emmental
Aarmassiv
Das Aarmassiv ist ein zentraler Teil der Schweizer Alpen, es erstreckt sich vom Lötschberg im Wallis bis zum Tödi an der Grenze des Kantons Glarus zum Kanton Graubünden. Im Kanton Bern zählen zum Beispiel das Gebiet Hasliberg bei Meiringen, das Gebiet um den Triftgletscher südlich des Sustenpasses oder das Gebiet am Grimselpass dazu. Die dominierenden Gesteine sind Gneis und Granit, aber auch kristalline Schiefer, Amphibolit und Kalksteine kommen vor. Felsige Spitzen und Gratkämme prägen die Gipfelformationen, sie sind durch Erosion entstanden. Auch Gletscher, Seen und vor allem die Moränenlandschaften als Überbleibsel der Gletscherbewegungen sind typisch. Am
Triftgletscher findet man
Bergkristall, der mit
Chlorit vergesellschaftet oder als
Fadenquarz ausgebildet ist. In der
Rotlaui bei Guttannen eröffneten sich durch Erosion viele kleine Klüfte im Steinschlaggebiet.
Adular,
Anatas,
Bergkristall,
Calcit oder
Titanit stammen zum Beispiel von dort.
Der 2164 Höhenmeter hohe
Grimselpass im Berner Oberland ist das Tor zum Rhonetal im Wallis. Das Gebiet um den Pass wird in vielen Sammlungen oft vereinfacht nur als „
Grimsel“ angegeben. Spektakulär ist die Passstraße auf der Nordseite an den großen Stauseen vorbei. Das
Summerloch (auch „Sommerloch“) gegenüber der Staumauer am Grimselsee ist ein natürlicher Aufschluss. Dort wurde früher rosa
Fluorit in oktaedrischer Form gefunden. An der
Gerstenegg weiter unten gibt es eine geschützte Kluft in einem Zugangsstollen der Kraftwerke Oberhasli. Besucher können bei einer Führung durch ein Fenster die Bergkristalle in ihrer natürlichen Umgebung tief im Berg bestaunen. Der Kabelstollen Gerstenegg-Sommerloch ist Typlokalität für den farblosen Baylissit und für das gelbe Uranmineral Grimselit, das nach dem Grimselpass benannt ist.
Absolutes Highlight ist die Straße zum Oberaarsee und den Zinggenstöcken. Weltberühmt sind die Rauchquarze aus der
Rufibach-Kluft am Vorderen
Zinggenstock. Sie wurde durch die Rufibach-Brüder Anfang der 1960er-Jahre erschlossen. Eine ähnlich große und ebenfalls ausgeräumte Kluft liegt weiter unten, sie stammt aus dem Jahr 1719. Der Eingang der Rufibach-Kluft befindet sich – vom Oberaarsee aus gesehen – auf der Rückseite des Vorderen Zinggenstocks im Gipfelbereich auf rund 2800 Höhenmeter. Sie geht 45 Meter in den Berg hinein und ist stellenweise drei Meter hoch und bis zu 20 Meter breit. Die Funde mit rosa
Fluorit,
Calcit,
Phenakit und
Rauchquarz sind einmalig. Aus den Klüften am
Oberaarsee oder aus den Bauarbeiten an den künstlich angelegten Druckschächten und Stollen des Kraftwerks stammen Minerale wie Adular, Anatas, Ankerit, Apatit, Brookit, Calcit, Fluorit, Galenit,
Ilmenit, Klinochlor (Chlorit), Milarit, Quarz, Rutil, Monazit, Muskovit, Siderit, Sphalerit, Xenotim oder Zirkon. Aufsehen erregte die im Gebiet liegende
Marmotta-Kluft, da der
Rauchquarz in einem Murmeltiernest gefunden wurde.
Kandersteg, Adelboden, Kiental, Axalp, Simmental, Grindelwald
Die Felsformationen im
Gasterntal hinter Kandersteg sind durch Faltung stark deformiert. Der Talboden wurde durch Gletschermoränen geformt und mit Flussschotter zugefüllt. Der
Calcit stammt aus einer Felskluft im Valanginien-Kalk auf 1700 Höhenmetern unterhalb des neuen Gemmiweges. Er ist durch Eisensalze leuchtend orange gefärbt. Aus dem Sackgrabe zwischen
Adelboden und Frutigen stammt
Pyrit, der auch schön auskristallisiert sein kann. In der Nähe der
Engstligenalp am Tschingellochtighorn bei Adelboden wird neben
Calcit zepterartiger
Quarz gefunden, der in Fensterquarz übergehen kann und damit die Entstehung verdeutlicht. Bei der Glütsch und an weiteren Fundstellen im
Kiental werden ebenfalls Zepterquarz und Fensterquarz gefunden. Bei der
Axalp oberhalb von Brienz gibt es mehrere Vorkommen mit grünem
Fluorit. Bei Arbeiten an der Strasse bei
Weissenburg im Simmental wurden traumhaft schöne Calcit-Igel gefunden. Eher selten von Weissenburg sind Derbyshire-Zwillinge oder zweifarbige, skalenoedrische Calcite, die von einem Braun in ein Gelb übergehen.
Im Gebiet
Rosenlaui bis Grosse Scheidegg und auch in der Lütschine bei
Grindelwald kommt dunkler Mergelschiefer vor, in dem sich oft golden glänzender
Pyrit befindet.
Leissigen
Im Gipsbruch
Leissigen-Krattigen am Thunersee wird Gips abgebaut. Zu Zeiten der Pulverknappheit förderte man zur Schwarzpulverherstellung dort auch
Schwefel, der im
Gips vorkommt. Der klare Gips wird als Marienglas bezeichnet. Eher selten ist der kristallwasserfreie, leicht rosa gefärbte
Anhydrit. Das Steinsalz
Halit ist durch Wasser meistens stark angelöst. Der
Aragonit im Wasser aus dem Bereich „Rotebüel“ bildet nadelige, spießige Kristalle. Der orangegelbe
Calcit zeigt im langwelligen UV-Licht eine sehr starke, gelbe Fluoreszenz. Dies gilt auch für die gefundenen Stalaktiten. Beim Bau des Umgehungstunnels und auch in den Bachrinnen oberhalb von Leissigen wurde neben
Calcit,
Dolomit und
Pyrit auch
Quarz in klaren Kristallen gefunden, teilweise auch als Zepter- oder Fensterquarz. Aufgrund einer langen Wachstumsphase erreichen vor allem die kleinen Kristalle fast die Qualität der „Herkimer-Diamanten". Sie können Einschlüsse mit schwarzem Bitumen oder sogar mit Methan enthalten. Beim Aufschlagen riechen sie teerartig. Aus dem Leissigentunnel stammen schön ausgebildete, klare
Calcitzwillinge in Schmetterlingsform, sowie transparenter
Aragonit. Bemerkenswert sind auch die Calcitzwillinge aus dem Kreuzgraben, es sind skalenoedrische Derbyshire-Zwillinge oder Zwillinge nach dem ersten steilen Rhomboeder.
Emmental
Der
Napf ist mit 1406 Höhenmetern über Meereshöhe die höchste Erhebung im Emmental, er liegt auf der Grenze des Kantons Bern zum Entlebuch im Kanton Luzern. Geologisch ist das Gebiet aus Nagelfluh ausgebaut. Dies ist ein Konglomerat aus abgerollten Gesteinen, die mit Bindemitteln wie Sand oder Kalk verfestigt sind. Das Material ist eine Ablagerung aus den Flüssen der Alpen. Aus diesem Grund findet man heute in den Bächen und Flüssen um den Napf herum
Seifengold in feinen Flittern, so auch in der
Emme oder in der
Ilfis zwischen Trubschachen und Langnau. Der
Goldbach auf der Entlebucher Seite wurde nach seinem Goldvorkommen benannt. Dort wurde schon im Mittelalter Gold gewaschen. Eine bekannte Fundstelle ist die
Grosse Fontanne bei Romoos im Entlebuch: Dort wo sich das schwere Seifengold in den langsamer fließenden Unterläufen auf Kiesbänken oder Felsrillen absetzt, findet man oft auch schwarze Körner aus
Magnetit, die sich mit einem Magneten abtrennen lassen. Wenn die schwarzen Körner nicht magnetisch sind, kann es sich um
Ilmenit handeln. Im Emmental wurde während der beiden Weltkriege an verschiedenen Orten Schieferkohle im Tagebau abgebaut, zum Beispiel an der (heutigen Deponie) „Engelprächtigen“ bei
Gondiswil oder auf der Gemarkung „Vogelnäst“ bei
Zell LU. Am „Bleuelgrabe“ bei
Escholzmatt im Entlebuch erfolgte ein Abbau bis 1885.
Hinweis: Es werden nicht alle Minerale einer Fundstelle aufgezählt, sondern nur die bekanntesten.