Sachsen: Pöhla / Antonsthal / Ehrenfriedersdorf / Geyer, Wolkenstein, Wiesenbad / Marienberg / Hammerunterwiesenthal / Weitere
Pöhla
Südlich der Stadt Schwarzenberg befindet sich im Tal der Pöhlwasser der Ortsteil
Pöhla. Früher war der Ort von Eisenhütten und Hammerwerken geprägt. Heute ist davon – wie auch von den ehemals umfangreichen Halden – kaum noch etwas zu sehen. Im Luchsbachtal befindet sich ein Besucherbergwerk, am Parkplatz davor sind große Gesteinsproben aufgestellt. Pöhla ist durch honiggelben
Baryt in einmaligen Kristallen und auch durch schönen
Fluorit bekannt geworden. Aus Pöhla sind bizarre Kombinationen mit klarem oder gelbem
Fluorit,
Proustit und
Quarz bekannt. Selten ist der Proustit mit
Argentopyrit vergesellschaftet. Aus den Gruben und Halden um Pöhla stammen zum Beispiel auch
Calcit,
Hämatit, gut kristallisierter
Magnetit oder massive Gangstücke mit
Ludwigit. Der unten abgebildete Ludwigit ist 19 Zentimeter breit und wiegt mehr als zwei Kilogramm!
Antonsthal
Im benachbarten, westlich gelegenen Tal der Schwarzwasser befindet sich
Antonsthal, ein Ortsteil der Gemeinde Breitenbrunn. In einem Seitental am Halsbach liegt das Museum Silberwäsche, in dem man einiges über die Geschichte der Erzwäsche aus dem silberhaltigen Gestein erfährt. Weiter oben im Tälchen, an der ersten Haarnadelkurve der Jägerhäuser Straße, befand sich die Halde
Unverhofft Glück an der Achte. Dort wurde früher
Helvin in hervorragend ausgebildeten Kristallen gefunden.
Ehrenfriedersdorf
Nördlich von Annaberg-Buchholz liegt Ehrenfriedersdorf mit der berühmten Zinngrube am
Sauberg, die heute zu einem besonders schönen Besucherbergwerk hergerichtet ist. Eine Attraktion unter Tage ist eine alte, originale Radpumpe, die schon Georgius Agricola in seinem berühmten Buch beschreibt. Im Freigelände sind noch Reste der Halde zu sehen. Im Museum selbst wird eine sehr schöne Mineraliensammlung aus der Region gezeigt, und im Museumsshop kann man sogar interessantes Belegmaterial kaufen. Aus dem Bergwerk stammen viele schöne Mineralienstufen in zahlreichen Kombinationen untereinander, zum Beispiel mit
Apatit,
Arsen,
Arsenopyrit,
Baryt,
Calcit,
Chalkopyrit,
Fluorit,
Grossular,
Kassiterit,
Markasit,
Molybdänit,
Parasymplesit,
Pyrit,
Siderit oder
Wolframit. Der
Quarz kann Zepterwachstum zeigen. Gefunden werden auch lockiges
Silber – teils mit
Akanthit oder der Varietät Argentit besetzt – und schön ausgebildete Silbererze wie
Pyrargyrit oder
Stephanit. Gilbertit ist eine kompakte
Muskovit-Varietät, die auch pseudomorph nach anderen Mineralen auftritt. Eine Rarität stellt der
Topas dar, der mit dem
Kassiterit vergesellschaftet sein kann.
Geyer, Wolkenstein, Wiesenbad: Amethyst aus Sachsen
Sehr bekannt ist der
Amethyst aus
Geyer. Ein entsprechendes Motiv mit einem geschliffenen Querschnitt war auf einer DDR-Briefmarke aus dem Jahr 1974 abgebildet. Die
Geyer-Binge mit ihren bizarren Strukturen ist eine der eindrücklichsten geologischen Sehenswürdigkeiten im Erzgebirge. Im Schloss
Wolkenstein befindet sich eine superschöne Amethystausstellung mit Stücken von den bekannten Fundstellen. In der Umgebung von Wolkenstein wurde einmalig schöner Amethyst gefunden, zum Beispiel am Seidelgrund bei
Wiesenbad, bei den Bauarbeiten an der Thermalquelle
Warmbad oder auch an verschiedenen Fundstellen im Revier Marienberg, zum Beispiel bei
Reitzenhain oder bei
Pobershau. Die abgebildeten Stücke sind alle aus der Sammlung des Autors. Die Amethystkristalle in der Varietät „Eisenkiesel“ sind oben durch Eisenoxideinschlüsse orangerot gefärbt. Der
Fluorit aus der Grube
St. Johannes zwischen Wolkenstein und Großrückerswalde tritt in vielen Farben auf. Er bildet Mosaikstrukturen, er zeigt Phantome oder sucht die Gesellschaft von
Quarz und
Baryt.
Marienberg
Nordöstlich von Annaberg liegt die große Kreisstadt
Marienberg, in dessen Stadtgebiet und Umgebung früher ebenfalls zahlreiche alte Bergwerke und Haldengelände existierten.Bekannte ehemalige Fundstellen im Revier bei Lauta sind die ehemalige
Abrahamhalde (auch „Schacht 139“) und die direkt daneben liegende Grube
Vater Abraham, die auch unter der Bezeichnung „Schacht 152“ bekannt ist. Auch hier ist – wie an vielen anderen Fundstellen im Erzgebirge – der
Fluorit sehr reichhaltig vertreten. Die Farben variieren von violett, über gelb bis farblos und fast schwarz.
Quarz mit eingeschlossenem
Hämatit ist eine typische Paragenese aus den Gruben bei Marienberg. Besonders interessant ist auch das
Kalkwerk mit seinen drei gut erhaltenen, riesigen Kalköfen nördlich von Marienberg an der B 101 in Richtung Pockau.
Hammerunterwiesenthal
Hammerunterwiesenthal an der Grenze zu Tschechien ist ein Ortsteil der Stadt Oberwiesenthal. Der Name stammt von dem im 16. Jahrhundert gegründeten Hammerwerk. Der Bahnhof liegt an der Fichtelbergbahn, die in Cranzahl beginnt und zum Kurort Oberwiesenthal führt. Der seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts bestehende, riesige Phonolithbruch oberhalb des Ortes ist auch als
Richterbruch bekannt, weil er 1897 durch die Firma Richter übernommen wurde. Leider steht der Steinbruch heute unter Wasser. In den Phonolithdrusen wurden gut ausgebildeter
Natrolith und weitere Zeolithe wie
Analcim,
Chabasit,
Gonnardit,
Mesolith,
Phillipsit oder
Thomsonit gefunden. Die kugeligen Thomsonit-Aggregate aus dem Richterbruch zählen zu den schönsten der Welt, sie können farblos-weiß oder auch durch
Hämatiteinschlüsse rötlich oder gelblich gefärbt sein. Blockige Kristalle sind gelegentlich ganz klar. Meistens handelt es sich um Thomsonit-Ca, selten um Thomsonit-Sr. Der Natrolith ist manchmal mit dem Thomsonit epitaktisch verwachsen, oder er ist mit rosafarbenem
Analcim,
Calcit oder
Sanidin kombiniert. Der
Titanit von dort wird „Semelin“ genannt, er tritt in langgestreckten, gelblichen Kristallen auf. Eher selten sind
Apophyllit oder
Strontianit. Der Phonolithbruch darf nicht mit den dahinter liegenden Steinbrüchen verwechselt werden: Die
Kalkbrüche lieferten schönen
Calcit in verschiedenen Kristallformen.
Weitere Fundstellen in Sachsen
Die Minen bei
Zinnwald an der tschechischen Grenze liefern Zinn- und Wolframerze wie
Kassiterit und
Scheelit, sowie Glimmer aus der Zinnwaldit-Serie. Im Erzgebirgsbecken zwischen Zwickau und Chemnitz gibt es bei
St. Egidien eine Fundstelle, die heute auf Privatbesitz liegt. Von dort stammen die berühmten
Achate, die in Ryolithknollen eingewachsen sind. Auch Jaspis wird in St. Egidien gefunden. Jedem Sammler bekannt sind die
Trümmerachate aus
Schlottwitz im Osterzgebirge. Bei Schlottwitz gibt es eine Schürfstelle, wo man gegen eine Gebühr selbst nach Achat und Amethyst suchen kann. Es ist unmöglich, alle Mineralien des Erzgebirges aufzuzählen, hier werden nur einige beispielhaft gezeigt.
Nordwestlich von Chemnitz im Landkreis Zwickau liegt
Callenberg. Die ehemalige Grube ist heute ein Naturschutzgebiet und steht unter Wasser. Zu Zeiten der DDR wurden dort vor allem Nickelerze im Tagebau abgebaut. Das Nickelerz in Callenberg befindet sich in derber Form im Serpentinit. Dieses dunkelgrüne Gestein wird metamorph gebildet, es enthält auch Magnetit. In die Sammlungen gelangten vor allem farbige Bleierze wie der grüne
Pyromorphit oder der orangerote
Krokoit. Dieser ist häufig mit schwarzem, traubenartigem
Coronadit kombiniert. Der gelbe
Mimetesit kommt in der orangegelben, phosphorhaltigen Varietät
Kampylit vor. Aus der Grube stammen auch seltene Bleichromate wie orangefarbener
Embreyit, dunkelroter Phönikochroit oder grünlicher
Vauquelinit. Diese sind häufig mit Mimetesit und weiteren Bleimineralen vergesellschaftet.
Hinweis: Es werden nicht alle Minerale einer Fundstelle aufgezählt, sondern nur die bekanntesten.