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Marokko: Mibladen / Aouli / Taouz / Bou Azzer / Imini / Imiter / Kerrouchen / Touissit / Imilchil / Irhoud / Tazouta / Sidi Rahhal / Fluorit
Mibladen
Das bekannteste Mineral aus Marokko ist wohl der knallrote
Vanadinit aus
Mibladen, der dort in weltbester Qualität gefunden wird. Die Kommune besteht aus nur wenigen Häusern und liegt rund 15 Kilometer nordöstlich der Stadt Midelt. Bis in die 1970er-Jahre wurde dort Bleierz hauptsächlich im Tagebau abgebaut. Heute wird der Vanidinit in selbstgegrabenen Stollen bis in 80 Meter Tiefe gesucht. Die Vanidinitkristalle können auf blättrigem
Baryt sitzen, sie zeigen in der Regel einen dickprismatischen Habitus. Aus Mibladen stammen auch andere Bleiminerale in guter Qualität, zum Beispiel
Bleiglanz,
Cerussit oder
Wulfenit. Der Cerussit zeigt eine gelbe Fluoreszenz.
Aouli, Taouz
Aus der 20 Kilometer nordöstlich von Mibladen gelegenen Region um
Aouli kommen schöne
Achate, gelbe
Fluorite und vor allem auch Prachtstufen mit der roten, eisenoxidhaltigen
Quarzvarietät „Eisenkiesel“. 200 Kilometer südlich von Midelt liegt
Taouz, wo neben den typischen Bleierzen ebenfalls schöner Vanadinit gefunden wird. Wie in Mibladen variieren die Farben des Vanadinits von einem bräunlichen Gelb, über Gelb, Orange, leuchtendem Rot bis zu einem Dunkelrot. Typisch für Taouz sind auch die Stufen, bei denen die Vanadinitkristalle auf dem knolligen Mangoxid-Gemisch
Psilomelan sitzen. Der
Hämatit tritt ebenfalls kugelig-nierig als „Glaskopf“ auf. Der
Goethit kommt nierig, nadelig oder stalaktitisch vor. Aus der Majrane Mine bei Taouz stammt schöner
Azurit.
Bou Azzer, Imíní
Der Anti-Atlas ist der südlichste Gebirgszug des Atlas-Gebirges. Das bekannteste Gebiet für Mineralien ist das etwa 50 Kilometer lange Bergbauzentrum von
Bou Azzer in der Provinz Ouarzazate mit verschiedenen Minen. Es ist die weltweit größte Lagerstätte für Cobalt- und Nickelerze. Daher kommen besonders farbstarke Mineralien vor. Bei den Sammlern wohlbekannt sind die beiden Cobalterze
Erythrin und
Skutterudit, die zusammen auch Paragenesen bilden. Man findet in Bou Azzer auch dunkelroten
Roselith und Wendwilsonit in gut ausgeprägten Kristallen. Diese beiden, chemisch fast identischen Minerale bilden eine Mischkristallreihe, wobei beim himbeerroten Wendwilsonit die Magnesium-Ionen gegenüber den Cobalt-Ionen überwiegen; beim Roselith ist es umgekehrt. Auch Anorthoroselith („Roselith-Beta“) und der triklin kristallisierende
Talmessit sind chemisch ähnlich aufgebaut und nur schwer unterscheidbar. Grünlicher Talmessit kann je nach Nickelgehalt eine nickelhaltige Talmessit-Varietät sein oder aber auch Nickeltalmessit, der als eigenständiges Mineral anerkannt ist. Weltklasse ist auch der rosafarbene
Calcit in der Varietät Cobalto-Calcit aus der
Agoudal Mine. Gefunden werden auch
Annabergit,
Baryt,
Bleiglanz,
Cerussit,
Dyskrasit,
Gersdorffit,
Goethit,
Proustit,
Quarz,
Silber,
Zinkblende in der zitronengelben Varietät Cleiophan und weitere Erze. Raritäten sind gute Stufen mit
Cobaltlotharmeyerit, stachelig-kugeligen Karibibit-Aggregaten oder rhomboedrischem, pinkrotem
Sphärocobaltit. In der Typlokalität kommen
Bouazzerit, Irhtemit, Nickelaustinit, Nickeltalmessit und Wendwilsonit vor. Ebenfalls in der Provinz Ouarzazate liegt die
Imini Mangan-Lagerstätte, in der
Pyrolusit abgebaut wird.
Imiter, Kerrouchen, Touissit, Bou Beker
Imiter mit der
Imiter Mine ist eine der größten Lagerstätten für
Silber und Silbererze der Welt, man findet neben prächtigen Silberlocken zum Beispiel auch hervorragende Stufen mit
Akanthit,
Polybasit,
Proustit oder
Xanthokon. Das Silber-Quecksilber-Sulfid Imiterit kommt in der Typlokalität vor. Es bildet monokline, langprismatische Kristalle mit metallischem Glanz.
Kerrouchen im Mittleren Atlas ist für schönen
Azurit und
Malachit in prächtigen Büscheln bekannt, ebenso für schönen
Achat mit Sphäroliten. Im Nordosten Marokkos liegt
Touissit mit seinen Blei-Zink-Lagerstätten, die für hervorragende Stufen mit
Anglesit weltbekannt sind. Man findet dort zum Beispiel auch schönen
Cerussit und kugeligen
Azurit auf
Baryt. Der schönste
Gips der Welt in Lockenform stammt vielleicht aus dem Bergbaugebiet bei
Bou Beker. Gips als sogenannte „Sandrose“ kommt in Marokko an vielen Orten in den Sandwüsten vor.
Imilchil
Die von Berbern bewohnte Bergoase
Imilchil im Hohen Atlas ist von einem weitreichenden Fundstellengebiet umgeben. Typisch sind Stufen, die reich mit dem blockigen Feldspat
Orthoklas besetzt sind und auf denen häufig orangfarbene Kristalle des
Titanits und nadelartiger Aktinolith sitzen. Dieses krebserzeugende
Amphibol ist auch gerne mit rhomboedrischem
Chabasit oder mit garbenförmigem
Epidot vergesellschaftet. Der weiße
Analcim sitzt manchmal auf hahnenkammartigem
Prehnit. Gefunden werden auch prächtige Kristallstufen mit oktaedrischem
Magnetit. Weitere typische Minerale des Gebiets sind zum Beispiel auch
Apatit,
Arfvedsonit,
Granat,
Quarz oder
Vesuvianit.
Irhoud, Tazouta, Al Haouz, Sidi Rahal, Ourika Tal
Westlich von Marrakesch liegt das Örtchen
Irhoud (auch Souk El Tetla Ighoud). Bei den orangegelben Aggregaten aus dem Steinbruch beim Ort handelt es sich um stalaktitischen
Calcit, der teilweise auch Aragonit enthalten kann. Von dort stammen auch sehr schöner
Hämatit in der nierig-kugeligen Varietät Glaskopf oder Prachtstufen mit
Quarz in der Varietät Eisenkiesel und
Baryt. Den weltweit bekannten
Aragonit aus Marokko findet man im Trockenfluss Qued Amahmaje zwischen den Ortschaften Tafraout und
Tazouta in der Provinz Sefrou. Dort haben sich Aragonit-Drillinge im roten, eisenoxidhaltigen Ton gebildet. Die häufig angebotenen Calcitdrusen im Kalkstein stammen aus der Provinz
Al Haouz in der Region Marrakesch-Safi. Dort gibt es zahlreiche Fundstellen mit hellem
Calcit. Nur ganz wenige Stücke erreichen allerdings die Qualität der hier abgebildeten Stufe. 30 Kilometer östlich von Marrakesch liegt
Sidi Rahal, wo an Schürfstellen
Achat und stalaktitischer
Chalcedon gefunden wird. Oft sitzen darauf noch winzige Quarzkristalle als zweite Generation. Schöne Chalcedone werden auch in der weiteren Umgebung
gefunden, zum Beispiel in dem etwas weiter südlich gelegenen
Ourika Tal.
Fluorit aus Marokko
Einmalig schöner
Fluorit wird an einigen Fundstellen in Marokko gefunden, zum Beispiel bei
Aouam, in
Sidi Ayad bei
Aouli, in
Sidi Rahal oder bei
Tounfite. Bemerkenswert ist auch die
El Hammam Mine im Mittleren Atlas, in diesem Revier wird Flussspat industriell abgebaut. Von dort stammen prächtige Stufen mit gelben, grünen oder eher selten auch blauen Kristallen. Manchmal wächst darauf
Pyrit. Durch symmetrische Parkettierungen entstehen kreuzartige Strukturen (siehe Detailbild unten). Die Stadt
Taourirt liegt im Nordosten Marokkos. Ob die Fluorite wirklich aus der jeweiligen Gegend stammen, ist nicht immer sicher, weil die Händler gerne den Fundort geheimhalten. Die abgebildete Prachtstufe aus Taourirt ist 11 cm breit und besitzt scharfkantige Würfel von intensivster Farbe bis 1,5 cm Kantenlänge. Sie fluoresziert im UV-Licht bei 365 Nanometer Wellenlänge rot.
Hinweis: Es werden nicht alle Minerale einer Fundstelle aufgezählt, sondern nur die bekanntesten.