Schauinsland
Portrait
Bergbaurevier mit riesigem Gangsystem bei Freiburg im Breisgau
Region
Landkreis
Gemeinde
Geologie

Erzgänge
Ende Bergbau

Standpunkt
GPS

Minerale total
Häufigste Minerale
Südschwarzwald
Breisgau-Hochschwarzwald
Freiburg im Breisgau
Gneise mit Quarzgängen und Vererzungen
Bleierze, Zinkerze
1954 (Leopoldstollen)

Bergstation Schauinslandbahn (Foto)
47.909676° N, 7.891194° E

ca. 100 (Typlokalität: 0)
Zinkblende, Bleiglanz (silberhaltig), Pyromorphit, Hemimorphit, Dolomit
Blick von der Bergstation auf FreiburgLupe
Lage
Geschichte
Gruben/Halden
Minerale
Fotogalerie
Literatur
Beschreibung

Lage

Von der Talstation Horben beim Freiburger Ortsteil Günterstal gelangt man mit einer Seilbahn bis in den Gipfelbereich des 1284 Meter hohen Schauinslands mit seinem Aussichtsturm. Von dort hat man – umrahmt von wunderschönen, alten Bäumen – einen einmaligen Ausblick auf das Rheintal und die Vogesen. In südlicher Richtung sieht man den Belchen, in südöstlicher Richtung den Gipfel des Feldbergs. Unterhalb in Richtung Westen liegt das kleine Revier St. Ulrich, südwestlich vom Schauinsland gelangt man zum Münstertal. In der Nähe der Bergstation befindet sich ein Museums-Bergwerk, das interessante Führungen unter Tage anbietet. Auch das Pflanzenreich und die Tierwelt am Schauinsland bieten einige Besonderheiten: Zu den bedrohten Tierarten zählen zum Beispiel die Waldschnepfen oder die Auerhühner.


Geologie und Geschichte


Im Gneis befinden sich Quarzgänge, die mit Blei- und Zinkerzen angereichert sind. Im Hochschwarzwald gab es früher zahlreiche Bergwerke. Das Gebiet am Schauinsland bei Freiburg im Breisgau ist aber eines der im Lauf der Jahrhunderte am meisten unterwühlten Reviere. Der Bleiglanz am Schauinsland enthält bis zu 0,2 % Silber. Im ausgehenden Mittelalter war das Silber in etwa so wertvoll wie Gold. Das Bergwerk war so ergiebig, dass die Bergwerksbesitzer Geldbeträge für die Glasfenster im Freiburger Münster spenden konnten. Auf dem berühmten Tulenhauptfenster ist ganz unten links ein Bergmann bei seiner Arbeit zu sehen. Es wurde durch die Kaufleute Franz und Adelheid Tulenhaupt und durch das Bergbauunternehmen Dieselmuot gestiftet.

Ab dem 16. Jahrhundert kam Silber in größeren Mengen aus Amerika. Dies führte zu einem Verfall des Silberpreises. Gleichzeitig wurde der Bergbau am Schauinsland zurückgefahren. Während das Blei im Mittelalter vor allem für Fensterverglasungen und für die Herstellung von Pigmenten diente, gab es ab dem 17. Jahrhundert einen erhöhten Bedarf für Blei. Es wurde nun zur Herstellung von Kanonenkugeln und Munition benötigt. Das Zinkerz sah man (bis zum 19. Jahrhundert) als wertlos an und warf es auf die Halden. Im Dreißigjährigen Krieg standen die bergbaulichen Aktivitäten im Schwarzwald weitgehend still. Ab 1876 reaktivierte Freiherr Carl von Roggenbach den Bergbau am Schauinsland. Mit der industriellen Revolution wurde das Zink plötzlich zu einem begehrten Metall. Man benötigte es für die Feuerverzinkung oder zur Herstellung von Messing. 1887 eröffnete eine Aufbereitungsanlage in Kappel, die Zugang zur Höllentaleisenbahn hatte. Im 20. Jahrhundert war Zink – noch vor Blei – das am meisten produzierte Metall aus dem Schauinsland-Bergwerk. Der Leopoldstollen war die Hauptfördersohle. Die endgültige Schließung erfolgte am 31. Oktober 1954.


Lupe


Auf der Straße von Oberried nach Hofsgrund gelangt man kurz nach Oberried an ein historisches Bauwerk mit einem Äquadukt und einem Fallturm. Es handelt sich um die Reste des ehemaligen Kraftwerks, das 1912 fertiggestellt wurde und Strom für die bergbaulichen Arbeiten am Schauinsland lieferte. Weiter oben am Hang steht noch das Häuschen der alten Trafostation. Ein Schotterweg (mit Betretungsverbot) führt zum ehemaligen Barbarastollen, der früher auch als Oberrieder Stollen bekannt war. Heute werden darin über eine Milliarde Filmaufnahmen in Edelstahlbehältern bei konstanter Temperatur gelagert. Das Filmmaterial zur deutschen Geschichte ist von hohem kulturhistorischem Wert. Mit der Schließung des Leopoldstollens 1954 endete der Bergbau am Schauinsland.



Lupe
Äquadukt und Fallturm des alten Kraftwerks Oberried

Lupe
Altes Trafohäuschen am Hörnegrundweg

Lupe
Leopoldstollen: Altes Mundloch im Kappler Tal

Lupe
Kapplerstollen: Altes Mundloch im Kappler Tal


Gruben und Halden, vorkommende Minerale

Die Stollen im Kappler Tal und bei Oberried liegen im sogenannten „Nordfeld“. Über den Kapplerstollen im Kappler Tal gelangten früher Hebammen und auch Kinder von Kappel nach Hofsgrund, er wird deshalb auch „Hebammenstollen“ genannt. Der heute verschlossene Eingang befindet sich am Stollenweg weit hinten im Kapplertal auf 981 Höhenmeter. Aus diesem Stollen stammen schöner Calcit oder Dolomit, der häufig auf der Zinkblende aufgewachsen ist. Das Zinkerz ist in den Gängen wie auch im etwas weiter unten im Kapplertal gelegenen Leopoldstollen („Gang VI“) allgegenwärtig. Dort fand man auch besonders schöne kugelige Aggregate mit Baryt auf Zinkblende, aber auch Greenockit oder Ktenasit. Stücke, die irgendwo aus dem riesigen Bergwerk geborgen wurden, sind hier einfach mit der Fundortangabe „Schauinsland“ bezeichnet. Markasit und Pyrit kommen ebenfalls vor, ebenso Hydrocerussit und Hydrozinkit, relativ selten ist Strontianit, der langprismatisch bis spießförming auftritt. Noch weiter oben im Kappler Tal liegt der Roggenbachstollen, weiter unten beim Hercherhof befindet sich der alte Eingang zum Tiefer Stollen.


Fotos: Minerale am Schauinsland (Nordfeld)


Baryt

Leopoldstollen

Baryt, Pyrit, Sphalerit

Gang III, 2. Feldstrecke

Calcit

Kapplerstollen

Calcit

Leopoldstollen

Dolomit, Zinkblende

Kapplerstollen

Greenockit

Leopoldstollen

Greenockit, Hemimorphit
Gang III, 5. Feldstrecke

Hemimorphit

Leopoldstollen

Hemimorphit

Leopoldstollen

Hydrocerussit

Schauinsland

Hydrozinkit

Gang III, 5. Feldstrecke

Ktenasit

Leopoldstollen

Markasit

Kapplerstollen

Pyrit, Calcit

Schauinsland

Strontianit

Schauinsland

Wulfenit, Quarz

Leopoldstollen

Zinkblende

Schauinsland

Zinkblende auf Gneis

(Schnitt geschliffen)


Als „Südfeld“ bezeichnet man das Gebiet um Hofsgrund. Dazu zählt auch das Museums-Bergwerk, das den Stollen Gegentrum-II „anzapft“. Früher gab es in etwa beim Gebäude der heutigen Ortsverwaltung einen Stolleneingang zum Hofsgrunder Stollen. Am südlichen Hang oberhalb von Hofsgrund lagen die Halden mit dem Auswurfmaterial aus dem Gesprenggang und dem Barbaragang. Reste der Herzbuckelhalde sind heute noch mitten in der Ortschaft zu sehen. Im 20. Jahrhundert konnte man auf den Halden bei Hofsgrund und vor allem aber auf den Willnauer Halden noch einmalige Funde mit Sekundärmineralen machen. Diese liegen auf der anderen Seite des Bergrückens oberhalb des Gasthauses Zähringer Hof. Heute sind die Halden komplett überwachsen, fast der gesamte Schauinsland ist Naturschutzgebiet, das Graben auf den Halden ist nicht mehr erlaubt. Die Halden grenzen alle aneinander, bei vielen Fundstücken in alten Sammlungen ist daher oft nur Willnau oder Hofsgrund als Fundort angegeben. Einige stammen auch direkt aus dem Hofsgrunder Stollen, zum Beispiel der Pyromorphit, der in allen möglichen Formen und Farben vorkommt, von leuchtend grün bis knallgelb.



Lupe
Hofsgrund mit Kirche, darüber der Gipfelbereich mit Turm

Lupe
Herzbuckelhalde am Ortsrand von Hofsgrund

Lupe
Mundloch mit Schienen des Museums-Bergwerks

Lupe
Transportbahn vor dem Museums-Bergwerk

Auf den Halden wurden vor allem Kleinstufen und Micromounts gefunden, zum Beispiel Anglesit, Aurichalcit, Baryt, Brochantit, Calcit, Cerussit, Descloizit, Hemimorphit oder Wulfenit. Auf dem Bleiglanz befinden sich manchmal winzige Kristalle blauer Bleiminerale wie Caledonit oder Linarit. Sie zählen zu den Mineralen der Feuersetzparagenese. Silber gediegen und Akanthit sind selten, beide sind wahrscheinlich Sekundärbildungen, meistens findet man sie in Hohlräumen auf dem silberhaltigen Bleiglanz. Schwefel bildet sich ebenfalls sekundär auf dem Bleiglanz. Die größte Rarität vom Schauinsland ist Vanadinit. Von diesem Vanadiummineral wurden nur ein paar Einzelstücke gefunden. Aus einer Pinge am Straßendreieck beim Haldenmeierhof stammen Beudantit und Karminit.



Akanthit

Barbarahalde

Akanthit, Silber

Willnauer Halden

Anglesit

Willnauer Halden

Anglesit: Zwilling

Willnauer Halden

Aurichalcit

Barbarahalde

Aurichalcit

Barbarahalde

Baryt

Barbarahalde

Beudantit

Barbarahalde

Beudantit

Straßendreieck

Brochantit

Barbarahalde

Brochantit

Barbarahalde

Calcit

Willnau

Caledonit

Hofsgrund

Karminit

Straßendreieck

Cerussit

Hofsgrund

Descloizit

Hofsgrund

Linarit

Hofsgrund

Pyromorphit

Willnauer Halden

Pyromorphit, Wulfenit

Willnauer Halden

Pyromorphit

Gesprenggang

Pyromorphit

Hofsgrund

Pyromorphit

Hofsgrund

Pyromorphit

Hofsgrund

Vanadinit

Hofsgrund

Wulfenit

Hofsgrund



Lupe
Holzschlägermatte: Gasthaus mit Windrad
Die Fundstelle „Holzschlägermatte“ liegt an der Schauinslandstraße L124. Genau genommen handelt es sich um den alten, nicht mehr vorhandenen Amphibolit-Steinbruch Brünnlekurve unterhalb des Gasthauses Holzschlägermatte auf 880 Höhenmetern. Im Gestein eingesprengt ist rotbrauner Granat, der meist aber nur körnig ausgebildet ist. Typisch ist auch die schwarze Hornblende. Speziell ist der blaue Kyanith (Disthen), der im Schwarzwald nicht sehr häufig gefunden wird. Auch Analcim, Anorthit, Apatit, Korund, Omphacit, Prehnit, Quarz, rötlicher Rutil, Spinell, schwarzer Turmalin oder Zirkon wurden gefunden. Oberhalb der Holzschlägermatte befindet sich der Ramselendobel-Stollen mit seinen Halden. Die Schauinslandstraße wurde auf einem ehemaligen Holzabfuhrweg gebaut und 1896 eröffnet. An der Holzschlägermatte gab es früher Zuschauertribünen für das ADAC-Schauinsland-Rennen, das 1925 erstmals stattfand.



Disthen

Holzschlägermatte

Granat

Holzschlägermatte

Hornblende

Holzschlägermatte

Prehnit

Holzschlägermatte

Rutil

Holzschlägermatte

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