Revier Badenweiler
Portrait
Bergbaugebiet evt. schon während der Römerzeit und vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert
Region
Landkreis
Gemeinde
Geologie
Erzgänge
Ende Bergbau

Startpunkt
GPS

Minerale total
Häufigste Minerale
Schwarzwald
Breisgau-Hochschwarzwald
Badenweiler
Gneis mit Granit und Porphyr
Quarz mit Bleierzen und Fluorit
1967 (Gipsgrube Sehringen)

Sophienruhe (Foto)
47.79766155° N, 7.67422915° E

ca. 100 (Typlokalität: 0)
Quarz, Bleiglanz, Baryt, Fluorit, Mimetesit, Cerussit, Pyromorphit
Sophienruhe in BadenweilerLupe
Lage
Geschichte
Gruben/Halden
Minerale
Fotogalerie
Literatur
Beschreibung

Lage

Badenweiler liegt im Südwesten Deutschlands am Rand des Südschwarzwaldes. Man erreicht die Gemeinde von der oberrheinischen Tiefebene über das Städtchen Müllheim im Markgräflerland. Das ehemalige Bergbaugebiet erstreckt sich am Fuße des 1165 Meter hohen Blauens von den Ortsteilen Schweighof bis nach Lipburg-Sehringen.


Geschichte

Möglicherweise betrieben bereits die Römer Bergbau am Quarzriff bei Badenweiler am Westrand des Südschwarzwaldes. Der Quarz wurde beim Bau des Römischen Bades in Badenweiler benutzt. Relativ gesichert ist, dass der Abbau von silberhaltigem Bleiglanz und weiterer Bleierze ab dem Mittelalter erfolgte. Von 1747 bis 1967 wurde in der Gipsgrube Sehringen grobblättriger Gips abgebaut. Im 18. Jahrhundert wurde bei der Grube Haus Baden eine Erzwäsche, ein Pochwerk und eine Schmelzhütte betrieben.


Lupe

Gruben und Halden

Das erzhaltige Quarzriff beginnt bei der Sophienruhe – einem wunderschönen Aussichtspunkt – und zieht sich bis nach Sehringen, es ist durch den Bergbau weitgehend abgebaut. Der Name „Blaue Halde“ unterhalb der Sophienruhe ist nach dem blauvioletten Fluorit benannt, der früher als Gangmineral häufig gefunden wurde. Etwas unterhalb der Sophienruhe findet sich gut versteckt im Wald der Eingang zum oberen Karlstollen, der schon im 15. Jahrhundert in Betrieb war. Der Katzenweiher oberhalb davon ist ein Beispiel für eine Einsenkung beim Stolleneinsturz. Hinter der Sophienruhe befindet sich der Eingang zum Jeremiasstollen.



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Infostelle an der Sehringer Straße

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Sophienruhe mit Blick in die Vogesen

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Quarzriff an der Sophienruhe

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„Blaue Halde“ bei der Sophienruhe

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Eingang zum oberen Karlstollen

LupeKatzenweiher: Stollen-Einsenkung

LupeStollenmundloch des Jeremiasstollens

Reste des Quarzriffs mit seinem harten Fels sind entlang des gut beschilderten Bergbau-Weges mehrfach zu sehen. Eine Hinweistafel am Standort „Quarzriff“ weist darauf hin, dass der Abbau direkt am Fels nicht mehr erlaubt ist. Ungefähr oberhalb der Klinik Haus Baden gelangt man zum Altemannfels mit der bergmännisch gebauten „Schlucht“. Im Mittelalter war das Feuersetzen in einem Hohlraum die gängigste Methode, um sehr hartes Gestein zu bezwingen: Das Gestein wurde stark erhitzt und dann mit kaltem Wasser abgeschreckt. Rechts neben dem vergitterten Eingang zur Schwefelhöhle befindet sich ein solcher Hohlraum. Im Bergbau wird ein bergmännisch erstellter Hohlraum als „alter Mann“ bezeichnet, wenn er nicht mehr benutzt wird.



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Quarzriff am Weg mit Infotafel

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Mimetesit-Fels am Quarzriff

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Mimetesit-Überzug mit Moos am Felsen

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Blick vom Weg zum Altemannfels

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Altemannfels mit eingegrabener „Schlucht“
Altemannfels
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„Schlucht“ von oben mit abgesperrtem Weg

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Eingang Schwefelhöhle und Feuersetzstelle

Weiter unterhalb befindet sich das Stollenmundloch der oberen Grube Haus Baden, im Wald darunter liegt die „Weiße Halde“. Nur wenig davon entfernt steht das Häuschen zum Wasserbehälter. 2009 und 2010 wurde dahinter ein Gang aufgeschlossen, der heute wieder eingestürzt ist. Von dort stammen die weltberühmten, orangegelben Mimetesit-Kugeln.



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Mundloch obere Grube Haus Baden

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„Weiße Halde“ der
Grube Haus Baden

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Wasserbehälter-
Häuschen

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Eingestürzter Gang beim Wasserbehälter

Im Revier Badenweiler gibt es noch weitere alte Gruben und Halden, auf denen ähnliche Paragenesen gefunden wurden. Die alte Halde der Grube Fürstenfreude liegt zum Beispiel weiter oben an der L140 Richtung Marzell. Von dort stammen Cerussit, Pyromorphit und vor allem Wulfenit in perfekt ausgebildeten Kristallen. Angliobaryt ist eine Barytvarietät, die Blei-Ionen enhält, der Übergang zum Anglesit ist fließend. Im Wilhelminenstollen (auch Wilhelminengrube) südlich von Sehringen wurden ebenfalls schön auskristallisierte Bleierze wie Anglesit, Cerussit, Mimetesit oder Pyromorphit gefunden. Eine absolute Rarität stellt der stäbchenförmige Pyrargyrit dar.


Exemplarische Auswahl vorkommender Minerale

Die unten abgebildete fast 20 Zentimeter große Druse mit Quarz wurde vom Autor als Kind in den 1970er-Jahren bei der Sophienruhe selbst gefunden. Aus dem Karlstollen stammt bläulicher, teils transparenter Baryt. Viele gute Funde wurden auf der Weißen Halde der Grube Haus Baden im Wald in Richtung Sehringen gemacht. Im Gestein überwiegen Quarz und Baryt, sowie etwas Chalkopyrit, Fluorit und derber Bleiglanz. In den Sammlungen befinden sich auch Minerale wie Anglesit, Cerussit, Covellin, Hemimorphit, Malachit, Mimetesit, Pyrit, Pyromorphit oder Wulfenit. Der Smithsonit bildet winzige, reiskornartige Kristalle, die auch spitz zulaufen können. Der Langit kann sich pseudomorph zu Brochantit umwandeln. Gut kristallisierte Zinkblende ist in Badenweiler selten. Eine Rarität stellt der Elyit vom Altemannfels dar. Er tritt zusammen mit weiteren Bleimineralen sekundär als Folge des Feuersetzbergbaus auf. Elyit kommt in violetten Nadeln vor und kann mit dem himmelblauen Blei-Kupfer-Erz Chenit vergesellschaftet sein. Zu diesem kann er sich auch durch eine Pseudomorphose umwandeln. Weitere Minerale der Feuersetzparagenese sind zum Beispiel Caledonit, Hydrocerussit, Lanarkit, Leadhillit, Linarit, Lithargit, Minium, Scotlandit, Susannit oder Woodwardit.


Fotos: Sophienruhe, Karlstollen, Quarzriff


Quarz

Sophienruhe

Baryt

Oberer Karlstollen

Mimetesit

Karlstollen

Mimetesit

Quarzriff




Grube Haus Baden und Wasserbehälter



Anglesit

Haus Baden

Bleiglanz

Haus Baden

Bleiglanz

Haus Baden

Cerussit

Haus Baden

Cerussit

Haus Baden

Fluorit

Haus Baden
Hemimorphit
Haus Baden

Langit

Haus Baden

Linarit

Haus Baden

Malachit

Haus Baden

Pyromorphit

Haus Baden

Pyromorphit

Haus Baden

Pyromorphit

Haus Baden

Quarz

Haus Baden

Rauchquarz

Haus Baden

Smithsonit

Haus Baden

Smithsonit

Haus Baden

Wulfenit

Haus Baden

Mimetesit-Kugeln

Wasserbehälter




Altemannfelsen, Feuersetzparagenese

Caledonit
Caledonit

Altemannfelsen
Chenit
Chenit

Altemannfelsen
elyit
Elyit

Altemannfelsen
elyit
Elyit, Quarz

Altemannfelsen
elyit
Hydrocerussit

Altemannfelsen
elyit
Lanarkit, Elyit

Altemannfelsen
elyit
Lithargit, Elyit

Altemannfelsen
elyit
Minium

Altemannfelsen
elyit
Scotlandit

Altemannfelsen
elyit
Susannit

Altemannfelsen


Grube Fürstenfreude

Cerussit
Cerussit

Fürstenfreude
Pyromorphit
Pyromorphit

Fürstenfreude
Pyromorphit
Pyromorphit

Fürstenfreude
Wulfenit
Wulfenit

Fürstenfreude




Wilhelminenstollen, Sehringen

Mimetesit
Anglesit-Angliobaryt

Wilhelminenstollen
Mimetesit
Mimetesit, Cerussit

Wilhelminenstollen
Mimetesit
Mimetesit

Wilhelminenstollen
Pyromorphit
Pyromorphit

Wilhelminenstollen
Pyromorphit
Pyromorphit

Wilhelminenstollen
Pyrargyrit
Pyrargyrit

Wilhelminenstollen
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