| Stickstoff 7N | ||||||
| engl. Nitrogen, lat. nitrogenium („Salpeterbildner“) | ||||||
 
        
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Stickstoff
          ist bei Zimmertemperatur ein farb- und geruchloses Gas, das eine geringfügig
          kleinere Dichte als Luft besitzt. Stickstoff besteht  aus zweiatomigen N2-Molekülen. Bei Abkühlung
          auf −195,82 °C kondensiert das Gas zu einer farblosen Flüssigkeit.
          In Wasser ist Stickstoff weniger löslich als Sauerstoff.
          Ein Liter Wasser löst bei 0° C etwa 23,2 ml Stickstoff. Dagegen
          werden 49,1 ml Sauerstoff gelöst.    
          
 Werden Stoffe 
oder Gegenstände
          in flüssigen Stickstoff gehalten, ändern sie durch 
die Abkühlung
          ihre Eigenschaften. Eine gefrorene Rose lässt sich 
zerschlagen, ein
          Vollgummiball verliert seine Elastizität. Gießt man
 flüssigen
          Stickstoff in eine breite, mit heißem Wasser 
gefüllte Metall-Schale, bildet sich eine Dampfschicht, auf der der 
Stickstoff getragen
          wird und die sich über den ganzen Tisch ausbreitet. 
Dieses Phänomen,
          das man auch beim Gießen von Wasser auf eine heiße
 Herdplatte
          beobachten kann, wird nach dem deutschen Arzt Johann Gottlieb 
Leidenfrost
          (1715–1794) als „Leidenfrost-Phänomen“ bezeichnet.    
 Gießt man flüssigen
          Stickstoff in einen metallenen Behälter, kondensiert am unteren Teil
          des Behälters flüssige Luft, die mit flüssigem Sauerstoff
          angereichert ist. Hält man eine glimmende Zigarette an einen solchen
          Tropfen, flammt sie hell auf. Taucht man mit Kohlenstoffdioxid oder mit Luft gefüllte Ballons in flüssigen Stickstoff, ziehen
          sich die Ballons unter Knistern zusammen. Beim Erwärmen erhalten die
          Ballons ihre ursprüngliche Form zurück. Bei der Verwendung von
          Kohlenstoffdioxid als Füllgas bildet sich im Ballon Trockeneis, das
          beim Schütteln des aufgehenden Ballons wahrnehmbar ist.   
          
 Stickstoff unterhält
          wie Kohlenstoffdioxid die Verbrennung
          nicht. Aufgrund seiner Reaktionsträgheit bildet er nur mit Mühe
          chemische Verbindungen. Bei Raumtemperatur reagiert Stickstoff nur mit
          wenigen Stoffen, beispielsweise reagiert er mit Lithium zu Lithiumnitrid:    
           6 Li + N2 Bei höheren Temperaturen
          oder unter Druck und besonders in Anwesenheit von Katalysatoren lassen sich zahlreiche Stickstoffverbindungen herstellen. Mit Wasserstoff erhält man beim Haber-Bosch-Verfahren Ammoniak:    
           2 NH3 N2 + O2 Stickstoffmonooxid wird
          im Ostwaldverfahren auch aus Ammoniak und Sauerstoff hergestellt und dient dort zur
          Gewinnung von Salpetersäure. Stickstoff
          bildet zahlreiche Stickoxide: Distickstoffoxid N2O, Distickstofftrioxid N2O3, Stickstoffdioxid NO2, Distickstofftetroxid N2O4 oder Distickstoffpentoxid N2O5. Weitere bedeutende
          Stickstoffverbindungen sind die Nitrite und Nitrate,
          Ammoniumverbindungen wie Ammoniumnitrat,
          die Cyanide als Salze der Blausäure wie Kaliumcyanid, Aminosäure und Proteine wie Glycin oder die Nitroverbindungen,
          die in zahlreichen Sprengstoffen vorkommen.  | 
    
Stickstoffatome
          finden sich im menschlichen Körper in den Aminosäuren und den daraus aufgebauten Peptiden und Proteinen.
          Aber auch die Moleküle der organischen Basen Thymin, Adenin, Cytosin
          und Guanin, die die DNS aufbauen, enthalten mehrere Stickstoffatome, genauso
          wie das Adenosintriphosphat (ATP) oder einige Enzyme. Dieses Nukleotid
          ist ein bedeutender Energie- und Signalträger im menschlichen Körper.
          Beim Abbau der Proteine in der Leber entsteht das giftige Gas Ammoniak,
          das in der Leber wieder abgebaut werden muss. Bei bestimmten Krankheiten
          der Leber kann die Wirkung dieser Ammoniak-Entgiftung nachlassen. Der erhöhte
          Ammoniakspiegel im Blut schädigt langfristig das Gehirn. Dabei treten
          Symptome wie eine Abnahme der Konzentrationsfähigkeit oder der Feinmotorik auf. 
 Auch wenn der elementare
          Stoff nicht toxisch wirkt, würde das Einatmen von reinem Stickstoff
          erstickend wirken. Bei der Taucherkrankheit gelangt mehr Stickstoff aufgrund
          des höheren Druckes in das Blut. Die dabei auftretenden Symptome wie
          Orientierungslosigkeit und euphorische Zustände können unter
          Wasser lebensbedrohlich sein. Distickstoffmonooxid (Lachgas)
          kann beim Einatmen krampfartiges Lachen, Halluzinationen und Rauschzustände
          ausgelösen. Es wirkt in geringen Konzentrationen narkotisch und ist
          daher heute eines der am meisten benutzten Gase bei leichteren operativen
          Eingriffen. Die anderen Oxide des Stickstoffs wirken stark toxisch. Stickstoffmonooxid
          ist ein Atemgift, das die Atemfunktion im Blut blockiert, als Folge tritt
          eine Blauverfärbung der Haut auf. Die Blausucht ist ein Kennzeichen
          dafür, dass ein innerliches Ersticken stattfindet. Stickstoffdioxid reizt die Schleimhäute und löst starken Hustenreiz aus, beim
          Einatmen besteht Lebensgefahr.  | 
    
Häufigkeit   relativ häufig 
In der die Erde schützenden Lufthülle sind die Stickstoff-Atome mit etwa 78 Volumenprozent am häufigsten vertreten. In der gesamten Erdhülle machen sie aber nur 0,03 Prozent der Masse aus. Die chemischen Verbindungen des Stickstoffs wie Eiweiße und Nucleinsäuren spielen bei den Lebewesen eine bedeutende Rolle. Pflanzen stellen sie aus Ammonium- oder Nitratsalzen her. Bei der Verwesung von toten Lebewesen werden die organischen Stickstoffverbindungen wieder zu Ammoniak oder zu Ammoniumsalzen umgebaut. In einem weiteren Prozess oxidieren Bodenbakterien diese Salze über den Zwischenschritt Nitrit zu den Nitraten, so dass sich der Stickstoffkreislauf wieder schließt. Alle stickstoffhaltigen Salze eignen sich zur Herstellung von Düngemitteln. Mineralische Nitrat-Vorkommen finden sich vor allem im Chilesalpeter, der bei den Mineralogen als Nitronatrit bekannt ist. 
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Noch
          bis ins 17. Jahrhundert hielt man Luft für einen einheitlichen Stoff.
          Erst der französische Chemiker Antoine
          Lavoisier und der Schwede Carl W.
          Scheele vermuteten in der Luft einen Stoff, der die Verbrennung nicht
          unterhält. Der Engländer Henry Cavendish (1731–1810) benannte
          1771 den Stoff „mephistische Luft“. Der Schotte Daniel Rutherford (1749–1819)
          war der erste, der den Unterschied zwischen dem Kohlenstoffdioxid („fixe
          Luft“) und dem Stickstoff („mephistische Luft“) erkannte. Ihm wird die
          Entdeckung des Elements zugeschrieben. Der Name Nitrogenium wurde
          aus dem griechischen Wort nitros („Salpeter„) und gennáo („bilden“) zusammengesetzt und bedeutet „Salpeterbildner“. Der deutsche
          Name „Stickstoff“ bezieht sich auf die erstickende Wirkung des Gases.     
            
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In
          der Industrie erfolgt die Gewinnung von Stickstoff durch Verflüssigung
          von Luft und einer anschließenden fraktionierten Destillation. Nach
          dem von Carl von Linde um 1895 erfundenen Verfahren wird Luft mit Hilfe
          eines Kompressors auf bis zu 200 Bar verdichtet. Bei diesem Vorgang steigt
          die Temperatur um etwa 45 °C. Zunächst wird die verdichtete Luft
          durch eine Kühlung wieder auf die Raumtemperatur abgekühlt. An
          einem Entspannungsventil wird die Luft entspannt. Hierbei kühlt sie
          sich bis auf −25 °C ab, dabei entweicht Wärme aus dem System.
          Die abgekühlte Luft wird in den Kompressor zurückgeleitet und
          gleichzeitig kühlt sie in einem Wärmeübertrager die komprimierte
          Luft vor ihrer Entspannung. Durch diesen Kreisprozess wird die Luft so
          tief gekühlt, bis bei 20 Bar und einer Temperatur von −190 °C eine Verflüssigung eintritt.   
           
 Während der nachfolgenden
          fraktionierten Destillation verdampft der Stickstoff-Anteil der Luft bei
          −196 °C, bei −183 °C verdampft der Sauerstoff-Anteil.
          So kann man beide Gase voneinander trennen. Die flüssige Luft wird
          auch dazu benutzt, flüssigen Stickstoff oder flüssigen Sauerstoff
          zu gewinnen. Im Labor kann man Stickstoff
          durch die thermische Zersetzung von Natriumazid herstellen:    
           2 NaN3  | 
    
Stickstoff
          ist neben Wasserstoff ein wichtiger Ausgangstoff
          zur Synthese von Ammoniak nach dem Haber-Bosch-Verfahren und wird zur Herstellung zahlreicher Stickstoffverbindungen benötigt
          (Düngemittel oder Salpetersäure,
          Amine, Nitride). Mit Hilfe der Salpetersäure lassen sich viele Sprengstoffe herstellen (Kaliumnitrat im Schwarzpulver, Hexogen). Das Gas ist im Handel in grünen, grauen oder schwarzen Stahlflaschen mit schwarzer Schulter erhältlich.  
 Stickstoff wird aufgrund
          seiner Reaktionsträgheit als Schutzgas beim Schweißen oder für
          Füllungen in Glühlampen verwendet. Flüssiger Stickstoff
          dient als Kältemittel für Lebensmittel oder in der Medizin zum
          Schockgefrieren von Embryonen, Gewebeteilen (bei Operationen), Blut, Antibiotika,
          Bakterienkulturen oder Impfstoffen.    | 
    
| Demonstrationen
        mit flüssigem Stickstoff   Ammoniaksynthese Düngemittel Ostwaldverfahren  | 
      
 
        
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