| Die Farbe Blau | ||
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| Symbolik | Blaufärber | Blaue Blume | Blauer Reiter | Wirkung | 
|  Symbolik | |||
| Im alten Ägypten
          wurden dem blauen Lapislazuli lebensspendende Eigenschaften
          nachgesagt. Die Mythologie berichtet im altägyptischen Totenbuch von
          Horus, dem falkenähnlichen Sohn des Gottes Osiris, der das Böse
          bekämpft. Er erscheint danach in Falkengestalt am Himmel und „sein
          Oberteil ist aus blauem Stein“. Die Ägypter erfanden das Pigment Ägyptischblau und auch das blaue Glas Smalte, das zusammen mit
          dem Lapislazuli bei Statuen und Särgen der Pharaonen zur Darstellung
          der Augen, Haaren und Kronen diente. Der wichtigste Fluss Ägyptens,
          der Nil, wird auf altägyptischen Grabbildern ebenfalls immer in blauer
          Farbe dargestellt. Blaue Nilpferde als Kunsthandwerk waren als Symbol für
          den lebensspendenden Fluss sehr begehrt. In Gräbern fanden sich unbekleidete,
          mit blauer Lasur überzogene Frauenfiguren, die als Symbol der Schöpfung
          und als Erneuerung des Lebens verstanden werden können. [Lit Wildung in Gercke]    In ägyptischen Tempelräumen
          leuchten die Himmelsdarstellungen an den Decken intensiv blau und tragen
          gelbe Sterne. Das Blau ist die Farbe des Kosmos, des Laufs der Sonne und
          der Sterne am Firmament, welches am Rand mit dem Blau der Ozeane verschmilzt.
          Sie ist die Farbe der Bildhintergründe in den Darstellungen der Königsgräber
          im Tal der Könige. Das Kopftuch der Könige und die Königsinsignien
          Krummstab und Wedel sind blau-gold gestreift. Der Schmuck des Tutanchamun
          besteht aus Gold und Lapislazuli. In Ägypten galten die Pharaonen
          als Söhne des Sonnengottes Rê, der die höchste Gottheit
          verkörperte und mit der Farbe Gold in Verbindung gebracht wurde. Gold
          galt wie Blau als Farbe des Göttlichen, die Goldmaske Tutanchamuns
          ist aus 22karätigem Gold.    Die Ägypter sahen im tiefen Blau des Wassers das Leben und im unermesslichen Blau des Himmels das Göttliche, somit findet sich der Ursprung für die Symbolik der Farbe Blau bereits im alten Ägypten. Die Farbe Blau ist jedoch älter als alle Weltreiche. Von jeher erschienen der Himmel und damit die Ozeane blau. Die blaue Färbung des Himmels kann durch eine Lichtstreuung des Sonnenlichts an den Luftmolekülen und den Staubteilchen erklärt werden. Die erste Farbe, die der Mensch in der Steinzeit bewusst wahrnahm und mit Symbolwirkungen belegte, war die Farbe Rot. Es ist auch möglich, dass die Farben Blau und Grün erst im Laufe der jüngeren Menschheitsentwicklung von anderen Farben unterschieden werden konnten. 
 Die Maya färbten
          mit dem Pigment Mayablau Keramiken und sie bemalten damit Menschen, die
          geopfert wurden. Mayablau galt als Symbol für die heilende Kraft des
          Regens. Die Landwirtschaft der Maya war in besonderem Maße davon
          abhängig. In der Tempelstadt Chichén Itzá auf der mexikanischen
          Halbinsel Yucatan findet man heute noch Wandgemälde mit Mayablau.
          Zur Herstellung verwendeten die Maya ein Gemisch aus dem Mineral Palygorskit
          mit Blättern der Indigopflanze und Kopalharz.
          Palygorskit ist ein weißes oder hellgraues Mineral aus der Klasse
          der Schichtsilicate, das dünne Platten oder faserige Aggregate bildet.
          Beim Erhitzen mit Indigoblättern bildet sich ein helles, leuchtendes
          Blau. Kopalharz diente als Bindemittel. Mayablau ist hitze-, säure-
          und laugenbeständig, sowie gegen Wettereinflüsse relativ unempfindlich. [Lit. Arnold]  | 
|  Von Blaufärbern, vom Blaumachen und von Teufelsfarben | |||
| Bis
          zum Aufkommen der synthetischen Farbstoffe war
          die Farbe der Kleidung keine Frage des Geschmacks, sondern eine Frage des
          Geldes. Im Gegensatz zu den anderen Farben wie Purpur war Blau jedoch einfach zu färben. Der wichtigste Farbstoff zum Färben
          war der aus Indien stammende Indigo oder der etwas
          weniger intensiv färbende einheimische Färberwaid.
          Zur Herstellung des Farbstoffes wurden die Blätter des 
          Färberwaids
          in Kübeln mit menschlichem Urin vergärt. Durch die Zugabe von
          Alkohol wurde der Gärungsprozess verstärkt. Da Alkohol aber 
          teuer
          war, tranken die Färber viel Alkohol, der dann im Urin angereichert
          war. Zum Färben der Stoffe wurden diese für mindestens 
          zwölf Stunden in das Färbebad eingetaucht. Die blaue Farbe auf
          den Textilstücken
          ergab sich jedoch erst, wenn diese längere Zeit an die Luft 
          gehängt
          wurden. Die in bestimmten Literaturstellen vertretene Aussage, dass die 
          Färbergesellen jeden Montag betrunken auf das Ergebnis der 
          Färbung warteten und deshalb der Begriff „Blauer Montag“ oder 
          „Blaumachen“ in der Bedeutung „von der Arbeit fernbleiben“ entstand, hat
          sich als nicht zutreffend erwiesen. [Lit Bützer, 2012)  Am Montag wurde in der Regel normal gearbeitet. In der 
          ursprünglichen Bedeutung war mit dem „Blauen Montag“ die von 
          Handwerkern getragene und mit Waid gefärbte, blaue Kleidung 
          gemeint. In einer anderen Bedeutung verstand man unter dem „Blauen 
          Montag“ den Tag,
          der einem Jahresfest am Sonntag folgte, an dem die Gesellen frei 
          hatten. Dieser Tag war für das Gewerbe ein verlustreicher Tag, 
          daher hat sich möglicherweise der Begriff des „Blaumachens“ entwickelt. Durch das Finden des Seeweges nach Indien im Jahre 1498 durch Vasco da Gama kam der indische Indigo nach Europa. Zuerst wurde das Färben mit indischem Indigo zum Teil unter Androhung der Todesstrafe verboten, da er die Existenz der einheimischen Bauern gefährdete. Im Jahre 1654 erklärte ihn deshalb der deutsche Kaiser zur „Teufelsfarbe“. Zur Unterstützung der Bauern führte Kurfürst Friedrich Wilhelm am Ende des 17. Jahrhunderts die preußischblau gefärbten Uniformen ein. Das Blau der Uniformen wirkte außerdem ordentlich und seriös. Im Ersten Weltkrieg verschwand das Blau bei den deutschen, preußischen Uniformen, es wurde durch Tarnfarben abgelöst. 
 Aufgrund der besseren
          Färbeeigenschaften setzte sich der indische Indigo allmählich
          durch und wurde 1737 legalisiert. Aus der „Teufelsfarbe“ wurde der „König
          der Farbstoffe“. Ab 1897 löste der durch Adolf Baeyer erfundene synthetische
          Indigo den natürlichen Indigo ab. Während im Mittelalter die Farbe Rot die Farbe der Adligen war, war das matte
          Blau des Färberwaids die Farbe der Dienstboten und der niederen Stände.
          Die mit dem aus Asien stammenden Indigo leuchtend blau gefärbten Gewänder
          waren anfangs hauptsächlich der Gesellschaft der französischen
          Königshöfe vorbehalten. Mit dem Import des indischen Indigos
          wurde der leuchtend blaue Farbstoff jedoch auch zum Blaufärben von
          Arbeitskleidung („blauer Anton“) benutzt. Noch heute werden die Blue Jeans,
          die ursprünglich als Arbeitshose für die Goldgräber in Kalifornien
      erfunden wurde, mit Indigo gefärbt.  | 
|  Die blaue Blume in der Romantik | ||||
| Die
          blaue Blume ist ein beliebtes Motiv in der Dichtung der 
Romantik. In dem
          1802 von Novalis erschienenen Romanfragment „Heinrich von 
Ofterdingen“ träumt der Held von einer blauen Blume, die ihn mit 
einer großen
          Sehnsucht erfüllt:    „Eine Art von süßem Schlummer befiel ihn, in welchem er unbeschreibliche Begebenheiten träumte, und woraus ihn eine andere Erleuchtung weckte. Er fand sich auf einem weiten Rasen am Rande einer Quelle, die in die Luft hinaus quoll und sich darin zu verzehren schien. Dunkelblaue Felsen mit bunten Adern erhoben sich in einiger Entfernung; das Tageslicht, das ihn umgab, war heller und milder als gewöhnlich, der Himmel war schwarzblau und völlig rein. Was ihn aber mit voller Macht anzog, war eine hohe lichtblaue Blume, die zunächst an der Quelle stand und ihn mit ihren breiten, glänzenden Blättern berührte. Rund um sie her standen unzählige Blumen von allen Farben, und der köstlichste Geruch erfüllte die Luft. Er sah nichts als die blaue Blume und betrachtete sie lange mit unnennbarer Zärtlichkeit. Endlich wollte er sich ihr nähern, als sie auf einmal sich zu bewegen und sich zu verändern anfing; die Blätter wurden glänzender und schmiegten sich an den wachsenden Stengel; die Blume neigte sich nach ihm zu, und die Blütenblätter zeigten einen blauen, ausgebreiteten Kragen, in welchem ein zartes Gesicht schwebte.“ [Lit Novalis, Anfang 1. Kapitel, S. 146] Angeregt und beunruhigt durch diesen Traum macht sich Heinrich auf in die Welt, um die Ursprünge seiner Sehnsucht zu suchen. Auf seiner Reise in die Ferne blickt er auf einer Anhöhe gleichzeitig zum Ziel seiner Reise und zurück in seine Heimat: „Er sah sich an der Schwelle
            der Ferne, in der er oft vergebens von den nahen Bergen geschaut, und die
            er sich mit sonderbaren Farben ausgemalt hatte. Er war im Begriff, sich
            in ihre blaue Flut zu tauchen. Die Wunderblume stand vor ihm, und er sah
            nach Thüringen, welches er jetzt hinter sich ließ mit der seltsamen
            Ahndung hinüber, als werde er nach langen Wanderungen von der Weltgegend
            her, nach welche sie jetzt reisten, in sein Vaterland zurückkommen,
            und als reise er daher diesem eigentlich zu.“[Lit Novalis, Anfang 2. Kapitel, S. 155]   
 Das Gedicht mit dem einfachen
          Titel „Gedicht“ von Rolf-Dieter Brinkmann bricht bewusst mit der Tradition
          der blauen Blume, die das Finden des eigenen Ichs im Antlitz eines gegenüberstehenden
          Gesichts (blaue Blume, geliebte Person) symbolisierte. Die im Gedicht beschriebene
          Landschaft ist durch den Menschen weitgehend zerstört. Der Schluss „Ich gehe
          in ein anderes Blau.“ verdeutlicht die Haltung des heutigen Menschen:
          Statt Einheit mit der Natur zu suchen, zerstört er sie und er weiß,
      dass er es tut. [Lit Brinkmann, S. 41] | 
|  Der Blaue Reiter | |||
| Der
          expressionistische Maler Wassily Kandinsky schrieb 1910 in seinem berühmten
          Buch „Über das Geistige in der Kunst“:    „Die Neigung des Blaus zur Vertiefung ist so groß, dass es gerade in tieferen Tönen intensiver wird und charakteristischer innerlich wirkt. Je tiefer das Blau wird, desto mehr ruft es den Menschen in das Unendliche, weckt in ihm die Sehnsucht nach Reinem und schließlich Übersinnlichem.“[Lit Kandinsky, S. 92] Im Jahre 1912 gaben die Maler Franz Marc und Wassily Kandinsky einen Almanach heraus, den sie „Blauer Reiter“ nannten. Dem Buch gingen zwei Kunstausstellungen voran, der Name bezeichnete die berühmte Münchener Künstlervereinigung. Beide Maler liebten die Farbe Blau und Pferde. Berühmt geworden sind die blauen Pferde von Franz Marc. Bei der blauen Blume der Romantik erkannte der Mensch in der Natur sein eigenes Antlitz. Marc ging mit seinen blauen Pferden jedoch wesentlich weiter: „Wir werden nicht mehr den Wald oder das Pferd malen, wie sie uns gefallen oder scheinen, sondern wie sie wirklich sind, wie sich der Wald oder das Pferd selbst fühlen, ihr absolutes Wesen, das hinter dem Schein lebt, den wir nur sehen.“[Lit Marc 1912/13 in Marc/Lankheit 2000] Marc gab mit seinen blauen Pferden und den anderen Tierdarstellungen den Geschöpfen der Natur die Seele zurück, wie sie sie in den Höhlenmalereien noch hatten. Im träumenden Pferd von 1913 knüpfte Marc an die Nähe der Farbe Blau zu den Träumen an. Bei Marc waren es die Pferde, die Sehnsüchte hatten. Er selbst hatte eine innige Beziehung zu den Tieren, die „alles Gute“ in ihm „erklingen“ ließen. 
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|  Die Wirkung der Farbe Blau | 
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Blau versetzt in einen Zustand des Träumens, die Farbe stimmt sehnsüchtig,
        sie wirkt beruhigend und führt zu einer ernsthaften Sicht der Dinge
        nach innen. Diese Funktion erfüllen auch die blaumonochromen Bilder
        von Yves Klein. Die Farbe Blau gilt als Farbe des Gemüts und stimmt
        positiv. Aus diesem Grunde sind unangenehme Dinge wie Strafzettel, Einzelfahrscheine
        oder „blaue Briefe“, die die Nichtversetzung eines Schülers in die
        nächste Klassenstufe ankündigen, blau gefärbt. Das Blau
        bewirkt, dass die Botschaften leichter angenommen werden. Blau ist bei vielen Menschen eine beliebte Farbe. Daraus und aufgrund der positiv stimmenden Wirkung ergibt sich wohl auch die häufige Verwendung von blauen Farben wie Ultramarinblau oder Cobaltblau in der Werbung. Viele Unternehmen und sogar Sportvereine benutzen die Farbe in ihrem Signet (Aral, Deutsche Bank, Levis, Nivea, Schalke 04). Waschmittelfirmen suggerieren mit dem Blau Sauberkeit und Frische für weiße Wäsche, Getränkefirmen setzen die „blaue Wirkung“ der erquickenden Flüssigkeiten ein, um Kühle und Leichtigkeit zu vermitteln. Das Blau des Weichspülers „Lenor“ oder der Tempotaschentücher soll die "Softwirkung" der Produkte hervorheben. | 
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