| Eines
der wertvollsten und farbintensivsten Blaupigmente war vor der Entdeckung
des Ultramarinblaus das Fra Angelico Blau, das
aus dem Edelstein Lapislazuli gewonnen wurde. Der Name hat sich erhalten,
weil der blaue Halbedelstein damals von jenseits des Meeres kam (ultra
mare). Da die Beschaffung des Lapispigments außerordentlich 
zeit-
und kostenaufwändig war, setzte ein französischer Ausschuss im
Jahre 1824 einen Preis von 6000 Francs für denjenigen aus, der ein
Verfahren zur künstlichen Herstellung entwickeln konnte. Seit 1806
war die natürliche Zusammensetzung bekannt. Die synthetische 
Herstellung
gelang 1828 den drei Chemikern Giumet, Gmelin und Köttig 
unabhängig
voneinander. Die erste Ultramarinfabrik wurde in Deutschland im Jahre 
1834
von Leverkus gegründet. Heute beträgt die jährliche 
Weltproduktion
über 20000 Tonnen. Früher verkaufte die Ultramarinfabrik 
Schindlers Werk bei Chemnitz ihr Ultramarinblau als „Wäscheblau“.
   
 
| Thomas Seilnacht:
Niesen in Blau Caseinfarbe auf Holz,
80 x 80 cm (2006 Nr. 37)
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| Der Niesen ist ein pyramidenförmiger
Berg am Thuner See. |  
 
 Ultramarin ist heute
eines der wichtigsten mineralischen Blaupigmente für Öl- und
Aquarellfarben, für Druckfarben, für
Dispersionsfarben, für Lacke und zum Färben von Kunststoffen.
Die Werbung setzt das Blau gerne ein, um den Käufer
positiv zu stimmen. Die Textilindustrie verwendet es als Waschblau schon
seit längerer Zeit, da das Blau als Komplementärfarbe
zu Gelb den gelben Farbton aufhebt und die Textilien rein weiß erscheinen
lässt.  
    
   
 Das
reine Blau des Ultramarinblaus war auch die 
Lieblingsfarbe
des 1928 in Nizza geborenen und 1962 gestorbenen französischen 
Künstlers
Yves Klein. Dieser schockierte in den 1950er-Jahren die 
Öffentlichkeit
mit seinen blaumonochromen Bildern und Objekten. Klein schuf 
blaumonochrome Bilder, bei denen die Oberflächenstruktur der Farbe,
 aufgetragen mit Farbrolle und Spachtel, eine eigene Landschaft bildet. Klein entdeckte das reine
Ultramarinblau als Pigment bei einem Londoner
Rahmenhändler. Doch es stellte sich heraus, dass alle Versuche mit
herkömmlichen Bindemitteln die 
Intensität
und Wirkung der Farbe verblassen ließen. Nach einjährigen 
Experimenten mit dem Pariser Chemiker und Apotheker Adam fand er 
schließlich eine Rezeptur, die das Ergebnis verbesserte: 
Ultramarin wurde mit „Rhodopas“ als Bindemittel angerührt. 
Verwendet wurden dazu Kunstharze wie Polyvinylacetat, das in einem 
Lösemittel gelöst wird. Die auf diese Art und Weise 
hergestellte Malfarbe wurde unter der Bezeichnung „International Klein 
Blue“ patentiert. Das Pigment und dessen Farbton sind dagegen nicht patentierbar.
 Das monochrome Blau
der Bilder und Objekte von Klein soll den Betrachter aufgrund seiner Tiefenwirkung
in das Bild oder Objekt hineinziehen. Gercke sieht bei Klein eine „Doppelnatur der Farbe“,
 das Pigment als greifbares Material einerseits und die geistigen 
Prozesse, die beim Betrachten in die Tiefen des Blaus andererseits 
ausgelöst werden. [Lit Gercke 1990, S. 426]
 
 Vom Ultramarinblau gibt
es verschiedene Sorten, manche erscheinen heller oder dunkler, andere wiederum
gehen mehr in Richtung Grün oder Rot. Reduziert man den Anteil an
Natriumatomen, lässt sich ein Farbton erzeugen, der Richtung Altrosa
oder Violett geht. Unterbricht man den Brennprozess vorzeitig, erhält
man grünstichige Sorten. 
    
 
 
| Ultramarinviolett |  
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|  | Wenn Ultramarinblau bei der
Herstellung mit Chlor oder Chlorwasserstoff behandelt wird, dann werden
Natrium-Atome entzogen. Man erhält das rotstichige Ultramarinviolett. Das lichtechte und beständige Pigment erscheint im Gegensatz
zum Manganviolett heller, es hat aber mehr Färbevermögen,
es ist deckkräftiger und eignet sich zum Beimischen von Ultramarinpigmenten
im Blau-Violett-Bereich. Das Pigment ist besonders für wasserlösliche
Farben wie Caseinfarben geeignet. Zur Herstellung von Ölfarben wird
es mit Mohnöl angerieben. |  |  
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| Ultramarinrot |  
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|  | Ultramarinrot
 ist ein Altrosa, man
erhält es, wenn der Natriumanteil noch mehr reduziert
wird. Bei Mischung mit Ultramarinblau
lassen sich zahlreiche Violetttöne erzeugen. Das Pigment ist 
genauso
lichtecht und beständig wie Ultramarinblau. Von Säuren wird es
 zersetzt. Deckkraft und Färbevermögen sind erheblich 
höher als die des Cobaltvioletts,
allerdings erscheint es nicht ganz so brillant. Ultramarinrot
eignet sich für Ölfarben, die mit Mohnöl angerührt
werden. Dann kommt die Wirkung besonders  gut
zur Geltung. |  |  
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| Ultramaringrün |  
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|  | Ultramaringrün
 ist ein Ultramarinblau mit Grünstich. Es bildet sich während 
der Herstellung von Ultramarinblau als frühes Produkt. Je nach 
Herstellungsprozess lassen sich so alle Zwischentöne erzeugen. Das 
schwierig herzustellende Pigment wurde bis etwa 1960 produziert und war 
als Pigment für Künstler und in der Fassadengestaltung von 
Bedeutung. Es kam auch als Pigment für Lidschatten zum Einsatz. Die
 heute erhältlichen Sorten sind mit dem organischen Pigment  
Phthalocyaningrün geschönt. |  |  
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 Die zahlreichen verfügbaren
Ultramarinpigmente ermöglichen Feinabstufungen im Bereich Blau-Violett.
Bei dem abgebildeten Gemälde ist das Ultramarinrot im Himmel zur Darstellung
von Wolken verwendet worden: 
    
 
 
| Thomas Seilnacht:
Berner Alpen - Triptychon Casein/Pigmente auf
Holz, 60 x 163 cm (2008 Nr. 84)
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| Ultramarinblau,
Ultramarinrot und Cobaltblau dominieren dieses Gemälde. |  
     
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