| Polonium 84Po | |||
| engl. Polonium; zu Ehren der Heimat von M. Curie „Polen“ | |||
 
        
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Polonium
          ist ein silbrig glänzendes, radioaktives Schwermetall, das
          in zwei Modifikationen vorkommt.  Im Dunkeln leuchtet Polonium aufgrund
          seiner Radioaktivität hellblau. Im chemischen Verhalten
          ähnelt es dem Tellur und dem Bismut.
          Das Metall ist edler als Silber. An der Luft
          oxidiert es allmählich zu Poloniumoxid PoO2. In konzentrierter
          Salzsäure löst es sich als rubinrotes Poloniumchlorid PoCl2.
          Mit Schwefel- und Salpetersäure bilden sich die entsprechenden Salze. Das in der Natur wichtigste Isotop Po-210 zerfällt durch α-Zerfall
          zu Pb-206 (siehe Uran-Radium-Zerfallsreihe).  | 
    
Polonium-Isotope
          bilden sich als Zerfallsprodukt des Edelgases Radon.
          Sie reichern sich in den Atemwegsorganen an und sind daher bei
          der Ausbildung
          von Lungenkrebs maßgeblich beteiligt. Nach einer 
          Auskunft der britischen
          Royal Society of Chemistry reicht schon ein Millionstel Gramm 
          des Isotops Po-209, um einen Menschen zu töten. [Lit 43]   Das Polonium verteilt sich über das Blut besonders gut im
          Körper
          und verursacht die Strahlenkrankheit. Die 
          zellzerstörerische Wirkung
          manifestiert sich in Haarausfall, Schwäche, Durchfall und
          Blutungen
          aus den Körperöffnungen. Die mysteriöse 
          Vergiftung des ehemaligen
          russischen KGB-Agenten Alexander Litwinenko im Jahr 2006 ist 
          auf Polonium
          zurückzuführen. Litwinenko trat zuletzt als Kritiker
          der russischen
          Regierung auf und vertrat verschiedene 
          Verschwörungstheorien. Er wurde
          nach den Ermittlungen von Scotland Yard in einem Londoner 
          Hotel mit einem
          Tee vergiftet. Er starb etwas mehr als drei Wochen danach in 
          einem Krankenhaus
          in London. Möglicherweise wurde auch 
          Palästinenserpräsident Yasser Arafat im Jahr 2004 mit Polonium
      ermordet. [Lit 86]  | 
    
Häufigkeit   sehr selten 
Polonium ist eines der seltensten Elemente auf der Erde. Es kommt in der Natur nur in geringsten Spuren in Thorium- oder Uranerzen wie in der Pechblende als Zwischenprodukt der Uran-Radium-Zerfallsreihe vor. Die maximal gewinnbaren Vorkommen auf der Erde werden auf 2500 Tonnen Polonium geschätzt. 
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Das
          Element wurde zusammen mit dem Element Radium von Marie Curie (1867–1934) im Jahre
          1898 entdeckt. Marie Curie vergab dem Element seinen Namen zu Ehren ihrer
          Heimat Polen. Im Jahre 1910 isolierte sie zusammen mit André Louis
          Debierne reines Radium durch Elektrolyse einer Radiumchlorid-Lösung.
          Darin befanden sich zwei Milligramm einer Substanz, die etwa fünf Prozent Po-210 enthielt. 
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Bei
          der Aufbereitung des Uranerzes reichert sich das Element zusammen mit Bismut an, von dem es durch eine chemische Fällungsreaktion getrennt werden
          kann. Durch die Zugabe von Schwefelwasserstoff trennt es sich vom Bismut und
          bildet ein Sulfid. Aus den Salzlösungen lässt sich das Element
          leicht durch eine Elektrolyse gewinnen. Auf künstlichem Weg erhält
          man das Metall durch den Neutronenbeschuss von Bismut im Kernreaktor:    
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Polonium
          wird als α-Strahlenquelle
          in der Strahlenchemie und in verschiedenen technischen Apparaten zur elektrostatischen
          Entladung von Hochspannung eingesetzt. Zusammen mit Beryllium als neutronenbremsende Substanz dient es als Neutronenquelle in Kernkraftwerken
          und Kernwaffen. In Satelliten benutzt man es als Wärmequelle. Polonium
          eignet sich auch zur Herstellung von Radio-Isotop-Batterien. Dabei werden
          Polonide der Lanthanoide eingesetzt. Um 1940 in den USA enthielten die Zündstifte der Firestone-Zündkerzen
          das Isotop Po-210 in sehr geringen Mengen. Es sollte die Luft ionisieren
          und damit die Dauer des Zündfunkens hinauszögern. Aufgrund der
          kurzen Halbwertszeit von Po-210 sind in den Zündstiften
          heute keine Polonium-Atome mehr nachweisbar. Messungen des Autors bestätigten
          dies.  
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