engl. Tourmaline
Eigenschaften
Turmalin bezeichnet eine Supergruppe, deren Minerale aus Borosilicaten aufgebaut sind.
Ein Turmalin ist mit der Mohs-Härte 7 etwa
so hart wie Quarz, er wird von einem Topas und einem Korund geritzt. Er zeigt keine typische Spaltbarkeit,
der Bruch ist uneben und muschelig. Nur in seltenen
Fällen lässt
sich anhand des Bruches das trigonale Kristallsystem eines Turmalins erkennen. Es sind mindestens 46 verschiedene Minerale bekannt, die nach der hier etwas vereinfacht dargestellten Grundstruktur
A B C (OH)4−(BO3)33−(Si6O18)12− aufgebaut sind.
Die Buchstaben A, B und C symbolisieren
die Metall-Ionen im Turmalin:
A: In der Regel Na+ oder Ca2+
B: Li+, Mg2+ oder Fe2+
C: Al3+, Fe3+,
Cr3+ oder Ti3+
statt (OH)4−: auch (OH)3−F− oder Einbau von O2−
Turmaline
sind praktisch unlöslich
in Säuren und durch Hitze sehr schwer schmelzbar. Der Schörl
schmilzt bei etwa 1100 °C, der Elbait erst bei 1500 °C. Turmaline zeigen
Pyroelektrizität und
Piezoelektrizität. Beim Turmalinkristall lässt sich
Doppelbrechung und
Pleochroismus beobachten.


Zweifarbiger Elbait aus Stak Nala in Pakistan


Schwarzer Schörl aus Skardu in Pakistan


Roter Uvit mit Quarz und gelbem Calcit aus Pomba in Brasilien


Grüner Uvit auf Quarz aus Pomba in Brasilien


Blauer Indigolith aus Minas Gerais, Brasilien


Elbait aus San Piero in Campo, Insel Elba, Italien


Dravit aus dem Val d'Ossola, Piemont, Italien


Dravit mit Uvit-Anteil aus der Grube Lengenbach im Binntal, Wallis, Schweiz


Schörl von der Turbenalp im Binntal
Minerale und Varietäten
Als Beispiel werden die vier bei Sammlern bekanntesten Turmalin-Minerale aufgeführt.
Schörl (schwarz): Na
+Fe
32+Al
63+(OH)
4−(BO
3)
33−(Si
6O
18)
12−
Dravit (grün, gelb): Na
+Mg
32+Al
63+(OH)
4−(BO
3)
33−(Si
6O
18)
12−
Elbait (mehrfarbig): Na
+(Li
1,5+Al
1,5
3+)Al
63+(OH)
4−(BO
3)
33−(Si
6O
18)
12−
Uvit (rot, gelb, grün): Ca
2+Mg
32+(Al
53+M
g2+)(OH)
4−(BO
3)
33−(Si
6O
18)
12−
Die tiefschwarze Farbe des Schörls wird durch Eisen-Ionen verursacht. Lithium-Ionen erzeugen die Farbenvielfalt beim Elbait. Innerhalb der einzelnen Minerale existieren auch Farb-Varietäten. Ein grüner Elbait wird zum Beispiel
Verdelith genannt, ein roter
Rubellit und ein blauer
Indigolith.
Kristallformen und Wachstum
Die Turmaline kristallisieren nach dem
trigonalen Kristallsystem. Viele Kristalle enthalten Kombinationen aus dreieckigen und sechseckigen Prismen. Die Kristalle sind oft längsgestreift und zeigen an den Endflächen trigonale Pyramiden. Der Habitus ist gedrungen bis nadelförmig. Es kommen radialstrahlige oder büschelförmige Aggregate vor, die eine „Turmalinsonne“ bilden. Wie Turmalinkristalle wachsen, ist im Kapitel
Form und Farbe der Turmaline beschrieben.
Geschichte
Der Name Turmalin ist vom singhalesischen Wort
thuramali abgeleitet. Dieser Begriff wurde in Sri Lanka früher allgemein für farbige Edelsteine verwendet. Erst im 18. Jahrhundert wurden diese Steine nach Europa für den kommerziellen Verkauf exportiert. Der erste in Europa beschriebene Turmalin ist vermutlich der schwarze
Schörl. Der deutsche Pfarrer und Reformator Johannes Mathesius (1504–1565) beschrieb 1562 das schwarze Mineral aus dem Erzgebirge. Eine erstmalige Erwähnung erfolgte aber schon 1505 durch Ulrich Rülein von Calw (1465–1523). Die Stücke aus der Typlokalität wurden in Schorl oder Schorlau, dem heutigen Zschorlau gefunden. Nach diesem Ort im sächsischen Erzgebirge ist der Mineralname abgeleitet.
Schon im 19. Jahrhundert wurden farblose und auch mehrfarbige Turmaline bei San Piero in Campo auf der Insel Elba gefunden. Der russisch-ukrainische Geologe Wladimir Iwanowitsch Wernadski (1863–1945) beschrieb 1914 dieses Mineral und benannte es nach der Insel Elba. Er konnte zwar noch nicht die ganz korrekte Formel angeben, dafür war er der erste, der Natrium-, Lithium- und Aluminium-Ionen im
Elbait nachweisen konnte.
Der Name
Dravit stammt vom österreichischen Mineralogen Gustav Tschermak (1836–1927). In seinem 1883 erstmals erschienen
Lehrbuch der Mineralogie beschrieb er einen bräunlichen Turmalin, der bei der slowenischen Ortschaft Dravograd (Unterdrauburg) am Fluss Drava (Drau) gefunden wurde. Er benannte den Natrium- und Magnesium-Ionen enthaltenden Dravit nach diesem Fluss. Der
Uvit ist nach der Provinz Uva in Sri Lanka benannt. Die Namensgebung erfolgte durch den deutschen Mineralogen Wilhelm Kunitz im Jahr 1929.
Entstehung und Vorkommen
Turmaline entstehen besonders häufig bei der magmatischen Entstehung in Pegmatiten. Diese quarz- und feldspatreichen Gesteine kristallisieren bei der Erstarrung des Magmas erst bei tieferen Temperaturen aus der Restschmelze aus. Beim Prozess des Auskristallisierens reichern sich bestimmte Bor-, Lithium- und Beryllium-Ionen in höherer Konzentration an.
Diese Ionen werden
beim Auskristallisieren von Quarz und Feldspat nicht benötigt, daher
bleiben sie in der Restschmelze übrig. Sie sind an der Ausbildung
der Turmalinkristalle beteiligt.
Turmaline und vor allem auch der schwarze Schörl sind weltweit recht häufig verbreitet. Klare, farbige Steine sind viel seltener. Der Elbait wird neben seiner Typlokalität bei San Piero in Campo auf der Insel Elba auch in Stak Nala in Pakistan, an verschiedenen Orten in Afghanistan oder in Minas Gerais in Brasilien gefunden. In Deutschland findet man ihn im Pegmatitgang Wolkenburg im sächsischen Landkreis Zwickau.
Gut ausgebildete Schörlkristalle kommen im Skardu-Distrikt in Pakistan vor. Dort wächst der Schörl auf Quarz oder Albit und ist mit Muskovit vergesellschaftet. Eine bei Sammlern bekannte Fundstelle in Deutschland ist das Rossgrabeneck im Kinzigtal im Schwarzwald. Auch in alpinen Zerrklüften wächst der Schörl: Die Turbenalp im Schweizer
Binntal liefert langprismatische Schörlkristalle bis sieben Zentimeter Länge. Aus der
Grube Lengenbach im Binntal stammt grüner Dravit, der von Uvit oder Schörl begleitet wird. Dravit wird auch im Marmorbruch Crevola d'Ossola im Val d'Ossola im italienischen Piemont gefunden. Die Pegmatite bei Rio Pomba im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais liefern ebenfalls sehr schönen Dravit und Uvit.
Verwendung
Die Turmaline sind aufgrund ihrer Farbenvielfalt und Härte ein begehrtes Rohmaterial für
Edelsteine und Schmuck. Zahlreiche Schmuckgegenstände wurden früher mit Turmalinen verziert. Die Meisterschale der deutschen Fußball-Bundesliga ist mit 16 Turmalinen besetzt. Sie wurde 1949 angefertigt. Aufgrund ihrer Piezoelektrizität dienen Turmaline zur Herstellung von
Messinstrumenten in der Luft- und Raumfahrt.
Weitere Infos
Das
Phänomen Turmalin
Turmalin-Minerale und
ihre Eigenschaften
Formen und Farben der Turmaline
Kristallgalerie einiger Mineralienstufen
Turmaline
zersägen
Turmalin-Querschnitte zoomen
Turmalin-Querschnitte in Serien und Film
Turmalin in
Schmuck und Technik
Der Turmalin als
Heilstein