|   Indigo synthetisch   C16H10N2O2
 Hinweise zur Rechtsschreibung: Der Indigo oder das Indigo, beides ist korrekt.
 
 
 
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  Hinweise
 für Schulen: Indigo synthetisch kann herstellungsbedingt Anilinspuren enthalten, oder es setzt in der Küpe Anilin
 frei. Für dieses Indigo ist die Kennzeichnung oben angegeben. 
Indigopulver kann die Augen reizen. Das Tragen einer Schutzbrille ist 
notwendig, Schutzhandschuhe und ein Schutzkittel werden beim Färben
 als Vorsichtsmaßnahme ebenfalls empfohlen, zumal für die 
Verküpung sowieso ätzende Stoffe eingesetzt werden.  
 
   Synthetischer Indigo als Pulver und natürlicher Indigo aus Indien in Blöcken 
 Eigenschaften
 
 Reiner Indigo ist ein 
geruchloses, dunkelblauviolettes Pulver, das kupferrot schimmert und in 
Wasser nur ganz wenig 
löslich ist. In Ethanol und Diethylether löst sich Indigo 
nicht, dafür aber in Ethylacetat oder in heißem Aceton. In konzentrierter
Schwefelsäure löst er sich mit grüner, beim Erwärmen
mit blauer Farbe auf. Indigo ist nicht brennbar, er sublimiert 
bei 300 °C und zersetzt sich bei 390 °C unter Bildung von 
Stickoxiden, Kohlenstoffdioxid und Kohlenstoffmonooxid. 
 
 
   Indigo sublimiert beim Erhitzen und resublimiert wieder am kalten Reagenzglas .
  
 Zum Färben 
wird der Küpenfarbstoff Indigo mit Natriumdithionit und Natronlauge
 zum wasserlöslichen Indigoweiß verküpt, das in der Küpe eine gelbliche Lösung bildet. Die Textilien 
werden in die entstehende Küpe getaucht. Beim Herausziehen oxidiert
 das gelbe Indigoweiß an der Luft zum blauen Indigo.
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| Herstellung
 
 
      Natürlicher Indigo kann mit großem Aufwand aus dem Färberwaid oder aus der Indigopflanze
 gewonnen werden. Die Indigopflanze enthält Indican, eine Vorstufe des Indigos. Durch
 Gärung im Wasser wandelt sich Indican in Indoxyl und Traubenzucker
 um. Beim Schlagen des Gärproduktes mit Luft oxidiert das Indoxyl mit dem Luftsauerstoff 
zum Indigo:
 
  
 
 In den 1870er-Jahren gelang dem deutschen Chemiker Adolf von 
Baeyer (1835–1917) erstmals die künstliche Herstellung aus Isatin. 
Da dabei einige Nebenprodukte entstanden, entwickelte er ein 
verbessertes Verfahren zur Indigoherstellung aus 
3-Nitropropionsäure. Dieses ließ er patentieren und verkaufte dann das Patent an die BASF.
 
 Die zusammen mit dem dänischen Chemiker Drewsen entwickelte Methode zur Herstellung von Indigo aus 2-Nitrobenzaldehyd und Aceton unter Zugabe von Natronlauge
 war für eine industrielle Herstellung ohne Bedeutung, da die 
Herstellung des ersten Ausgangsstoffs teuer und aufwändig ist. 
Dieses Verfahren wird an Schulen und Hochschulen gelegentlich als 
Beispiel für eine im Laborpraktikum durchführbare 
Indigosynthese herangezogen. Die durch eine Base katalysierte 
Aldol-Kondensation des Acetons mit 2-Nitrobenzaldehyd erfolgt in 
mehreren Schritten, hier wird nur die Gesamtreaktion angegeben:
 
 
 
 
 Baeyer erhielt 1905 als Auszeichnung für seine Farbstoffsynthesen den Nobelpreis für Chemie. Um
 1890 gelang dem deutschen Chemiker Karl Heumann (1850–1894) in 
Zürich ein neues Syntheseverfahren, das er später noch 
verbesserte. Heumann verkaufte die Patente an die BASF und die Hoechst, 
die dann ab 1897 Indigo im großindustriellen Maßstab 
herstellen konnten. Bei der „Ersten Heumann-Synthese“ wird Anilin
 als Ausgangsstoff
in einer Kondensationsreaktion zu Indoxyl umgewandelt. Dieses oxidiert
man mit Sauerstoff in alkalischer Lösung zu Indigo. Bei der
„Zweiten Heumann-Synthese“ sind Anthranilsäure und 
Chloressigsäure Ausgangsstoffe zur Indoxylherstellung. Aus diesen 
gewinnt man 
Phenylglycin-o-carbonsäure, die man in einer 
Natriumhydroxidschmelze zu 2-Indoxylcarbonsäure umwandelt. Die 
Carbonsäure gibt beim Erwärmen Kohlenstoffdioxid ab, und es 
entsteht das Indoxyl.
 
 Schon Anfang des 20. Jahrhunderts setzte sich ein Verfahren der Hoechst zur Herstellung aus Anilin und Ethylenoxid
 durch. Dabei entsteht Hydroxyethylanilin, das in einer heißen, 
alkalischen Schmelze aus Natriumhydroxid und Natriumamid ein Di-Anion 
bildet. Dieses cyclisiert beim schnellen Erhitzen und Abkühlen zum 
Indoxyl, das sich dann durch eine einfache Oxidation in Indigo umwandeln
 lässt:
 
 
 
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| Verwendung
 
 
    Indigo ist der bedeutendste 
Farbstoff zum Färben 
der von Levi Strauss im Jahr 1893 erfundenen 
Jeans. Der Farbstoff zeichnet sich durch eine sehr gute Wasch- und 
Lichtechtheit auf Baumwolle aus. Der Kattundruck war bis in die erste 
Hälfte des 20. Jahrhunderts noch üblich: Dabei deckte man 
bestimmte Stellen mit einer Reservepaste ab und färbte die 
Baumwolltextilien danach mit Indigo. Dort, wo der Farbstoff nicht 
durchdringen konnte, blieben die Textilien hell, so entstand eine 
Struktur. Die Erzeugnisse waren zum Nähen von 
Oberbekleidung für Frauen sehr beliebt. Eine relativ neue Anwendung
 von Indigo ist der Einsatz als Halbleiter in 
Solarzellen.
 Beim Färben der Seide in der Küpe bildet sich der blaue Indigo mit dem Luftsauerstoff erst nach dem Herausziehen. |  |