Urea, Harnstoff
engl. Urea
Nach dem griechischen Wort oura („Urin“)
Formel
Stoffgruppe
Farbe
Strich
Glanz
Transparenz
Härte (Mohs)
Dichte
Spaltbarkeit
Bruch

Kristallsystem
Kristallklasse
CO(NH2)2
Organische Stoffe
farblos, weiß, gelblich, bräunlich
weiß, gelblich
Glasglanz
durchscheinend bis durchsichtig
nicht definiert
1,33 g/cm³
keine Angaben
splittrig

tetragonal
tetragonal-skalenoedrisch
Harnstoff aus Atacama in ChileLupe

Eigenschaften
Lebewesen
Kristallformen
Geschichte
Vorkommen
Verwendung
Beschreibung

Eigenschaften

Urea oder Harnstoff ist ein sehr selten vorkommendes von der IMA anerkanntes Mineral. Es ist sehr weich und extrem spröde. Harnstoff ist völlig geruchlos und bildet lange Nadeln aus. Er kommt in der Natur nur in absolut trockener Umgebung vor, da er gut wasserlöslich ist. Beim Erhitzen im Reagenzglas in einer sauren oder alkalischen Lösung entstehen Kohlenstoffdioxid und Ammoniak.


Harnstoff bei Lebewesen

Harnstoff ist ein bedeutendes Stoffwechselprodukt bei menschlichen und tierischen Lebewesen. Er entsteht in der Leber im Harnstoff-Zyklus. Dabei reagiert Ammoniak mit Kohlenstoffdioxid in einer relativ komplizierten Reaktion zu Harnstoff. Der Vorgang dient zum Abbau von Ammoniak im Stoffwechsel und ermöglicht gleichzeitig die Herstellung der lebensnotwendigen Eiweiß-Bausteine L-Arginin und L-Ornithin. Im Harn scheidet der Mensch täglich etwa 20 bis 30 Gramm Harnstoff aus.


Urea
Lupe
Harnstoff aus der chilenischen Atacama-Wüste
Harnstoff in Flasche
Lupe
Harnstoff in einer alten Chemikalienflasche
Kristallformen und Wachstum

Harnstoff kristallisiert nach dem tetragonalen System. Er bildet lange, prismatische Nadeln aus. Begleitminerale sind Ammoniumaphtitalit, Weddelit oder Phosphammit.


Geschichte

Der Harnstoff als eigenständiger Stoff wurde 1729 durch den holländischen Chemiker und Mediziner Hermann Boerhaave (1668-1738) im Urin entdeckt. Er stellte aus dem Urin erstmals kristallinen Harnstoff her. Die erste Synthese und damit auch die Aufklärung der atomaren Zusammensetzung gelang jedoch erst dem deutschen Chemiker Friedrich Wöhler (1800–1882) im Jahr 1828. Den Status als anerkanntes Mineral besitzt der Harnstoff seit 1973 aufgrund einer Publikation durch P.J. Bridge.


Vorkommen

Natürlicher Harnstoff entsteht durch Kot und Urin von Fledermäusen, wenn die Umgebungsbedingungen zum Beispiel in einer Höhle völlig trocken sind. Dann kann er über viele Jahre stabil bestehen bleiben. Fundstellen gibt es zum Beispiel in der chilenischen Atacama-Wüste, in Toppin Hill in Westaustralien oder in Hibashi in der saudi-arabischen Provinz Mekka.


Verwendung

Der Harnstoff als Mineral hat keine praktische Bedeutung, weil er in dieser Form extrem selten auftritt. Heute wird die Chemikalie Harnstoff in der chemischen Industrie künstlich aus Ammoniak und Kohlenstoffdioxid hergestellt. Er ist aufgrund seines hohen Stickstoffgehaltes ein wichtiges Düngemittel und Futtermittel. Er wird auch zur Herstellung von Kunststoffen und in Dieselfahrzeugen als Komponente im Treibstoff-Zusatz AdBlue benötigt.
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