Cyanotrichit
engl. Cyanotrichite
Nach den griechischen Wörtern kúanos („Bergblau“) und trix („Haar“) (Werner/Glocker 1808/1830)
Formel
Stoffgruppe
Farbe
Strich
Glanz
Transparenz
Härte (Mohs)
Dichte
Spaltbarkeit
Bruch

Kristallsystem
Kristallklasse
Cu4Al2(SO4)(OH)12 • 2 H2O
Sulfate
cyanblau, blau
hellblau, blau
Seidenglanz, Glasglanz
durchscheinend bis durchsichtig
2
2,7 – 2,9 g/cm³
gut (keine eindeutigen Angaben)
uneben, spröde

monoklin
monoklin-prismatisch
Cyanotrichit aus LaurionLupe

Eigenschaften
Vergleich
Kristallformen
Geschichte
Vorkommen
Verwendung
Beschreibung

Eigenschaften

Der Cyanotrichit ist ein eher selten vorkommendes Kupfer-Aluminium-Mineral. Mit einer Mohshärte von 2 ist es so weich wie Gips und kann mit dem Fingernagel geritzt werden. Die haarigen Kristalle sind sehr spröde und brechen leicht ab. Beim Erhitzen im Reagenzglas wird Wasser abgegeben, was am Beschlag am Glasrand zu erkennen ist. Ein Cyanotrichit wird leicht von Säuren angegriffen und löst sich auch im Wasser. Er muss in luftdicht abgeschlossenen Dosen aufbewahrt werden.


Carbonatcyanotrichit
Lupe
Carbonatcyanotrichit aus der Widowmaker Mine in Utah
Cyanotrichit
Lupe
Cyanotrichit aus der Jean Bapiste Mine in Laurion
Cyanotrichit
Lupe
Cyanotrichit aus der Grube Dorothea in Freudenstadt
Carbonatcyanotrichit

Ein Cyanotrichit kann ohne EDX nicht von einem Carbonatcyanotrichit unterschieden werden. Die chemische Formel dieses sehr ähnlichen Minerals wird mit Cu4Al2(CO3)(OH)12 • 2 H2O angegeben. Die meisten Stücke in Sammlungen sind nur optisch bestimmt. Oft liegt eine Mischform der beiden Minerale vor. Ein Connellit ist meistens intensiver blau. Der Serpierit kommt nicht so feinnadelig vor.


Kristallformen und Wachstum

Typisch sind haarig-nadelige Büschel in radialstrahliger Anordnung. Seltener sind tafelige Kristalle. Auch blättrige Krusten über anderen Mineralen kommen vor.


Geschichte

Der deutsche Mineraloge Abraham Gottlieb Werner (1749–1817) beschrieb 1808 als erster das Mineral und nannte es Kupfersamterz. Ernst Friedrich Glocker vergab den heute noch gültigen Namen im Jahr 1839. Der Name wurde wegen der typischen Farbe und der haarigen Aggregate nach den griechischen Wörtern kúanos („Bergblau“) und trix („Haar“) abgeleitet. Als Typlokalität gilt die Lagerstätte Neumoldowa im Kreis Caras-Severin in Rumänien. Durch neue EDX-Untersuchungen fand man heraus, dass die einzige noch erhaltene Stufe aus Werners Sammlung ein Gemisch aus Cyanotrichit und Carbonatcyanotrichit enthält.


Vorkommen

Cyanotrichit entsteht sekundär in der Oxidationszone von Kupfererzlagerstätten. Begleitminerale sind andere Kupferminerale wie Azurit, Brochantit, Carbonatcyanotrichit, Chalkophyllit, Chalkopyrit, Malachit, Olivenit, Parnauit oder Spangolith. Viele der in Sammlungen befindlichen büscheligen Aggregate stammen aus dem griechischen Bergbaugebiet Laurion. Ähnliche Stücke kommen aus der Cap Garonne Mine bei Toulon in Frankreich. Auch verschiedene Minen in Arizona liefern das Mineral, zum Beispiel die Grandview Mine im Coconino County oder die Maid of Sunshine Mine im Cochise County.

Die Widowmaker Mine im San Juan County im US-Bundesstaat Utah liefert sehr farbstarken, blauen Carbonatcyanotrichit. In der Schweiz findet man dieses Mineral zum Beispiel in den Kupfererzlagerstätten im Val d'Anniviers im Kanton Wallis. Die Grube Dorothea in Freudenstadt ist ein Beispiel für eine deutsche Fundstelle, wo beide Minerale vorkommen.


Verwendung

Der Cyanotrichit wird zusammen mit anderen Kupfererzen zur Gewinnung von Kupfer abgebaut. Er kommt aber nicht so häufig vor, so dass er alleine für sich gesehen keine technische Bedeutung hat. Er wird wegen seiner Farben und bizarren Formen gerne von Micromountsammlern gesammelt.
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