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Annatto, Orlean
 
Bild vergrößern! Bild vergrößern Als Annatto bezeichnet man die färbenden Samen des Orleanstrauches. Es existieren auch andere Namen wie Orlean, Ruku oder Achote. Etwa 30 bis 40 der dreieckigen, erbsengroßen Samen befinden sich in der walnussgroßen, stacheligen Schotenfrucht. Die Samenhülle enthält vor allem die Farbstoffe Bixin und Norbixin. Damit lassen sich leuchtend orange Färbungen auf Textilien erzeugen, die aber nicht besonders gut lichtecht sind. Im Handel ist ein aus dem Samenfarbstoff hergestelltes Pulver erhältlich, das sich zum Würzen und Färben von Speisen eignet. Beliebt ist auch das Färben von Ostereiern mit Annatto.

 
Geschichte Gewinnung Toxikologie Portraits
   
Geschichte und Verwendung
Annatto wurde schon von den Maya zum Färben und Würzen verwendet. Die rotorange Farbe spielte auch als Körperbemalung bei religiösen Riten eine Rolle. Die Tsáchilas in Ecuador färben ihre Haare traditionell mit dem Farbstoff. Noch heute wird in Ecuador damit Reis gefärbt. In Brasilien verwendet man die Samen zum Färben von Fleisch- und Fischgerichten. In Mexiko sind sie ein beliebtes Gewürz. In Europa wird der Farbstoff zum Färben von Gouda, Cheddar oder anderen Käsesorten eingesetzt. Außerdem dient er als Farbstoff für Lippenstifte und Kosmetika. Früher wurde der Farbstoff auch zur Herstellung von roter Tinte eingesetzt. 
    
   
Stachelige Schotenfrüchte des Orleanstrauchs
 
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In jeder Frucht befinden sich 30 bis 40 Annatto-Samen.
 
  
Die Heimat des Orleanstrauchs Bixa orellana L. befindet sich in Brasilien und auf den Antillen. Der spanische Eroberer Francisco de Orellana (1511–1546) soll die Pflanze als erster entdeckt und nach Europa gebracht haben. Nach ihm ist sie benannt. Heute ist der Strauch auch in Südostasien weit verbreitet. Die Pflanze liefert erst ab dem vierten Jahr Früchte, ab dem sechsten Jahr werden sie geerntet. Das Sammeln erfolgt kurz vor der Reife, wenn die Früchte noch grün sind. Sie werden mit einem Hölzchen herausgekratzt und an der Sonne getrocknet. 
   
Gewinnung und Färbungen
Dampft man das Wasser aus einem erhitzten Annattoextrakt ab und trocknet man den Rückstand, erhält man ein Pulver, dass zu einem Kuchen gepresst werden kann. Dieses Produkt kommt als Lebensmittelfarbstoff E160b in den Handel. Es enthält die Farbstoffe Bixin und Norbixin, die zu den Carotinoiden gehören. Während Bixin in Wasser unlöslich und nur in Pflanzenöl wenig löslich ist, löst sich das Norbixin in alkalischer, wässriger Lösung. Durch Verseifung mit einer Lauge erhält man aus dem Bixin das Norbixin. Im Annatto überwiegt die cis-Form der Bixine. 
 
 
Annatto-Extrakt und Strukturformel des Bixins
   
   
Je nach Rest an der COO-Gruppe (rechts oben) liegt cis-Bixin oder cis-Norbixin vor.
 
 
Mit Annatto wird wie beim Safran in einer Direktfärbung ohne Beize gefärbt. Die Samen werden in einer 2%-igen Sodalösung unter Umrühren gekocht, bis es schäumt. Nach dem Absieben der Samen wird das Filtrat unter Umrühren mit Weinstein versetzt, bis das Färbebad neutral ist und ein pH-Wert von pH=7 erreicht ist. Achtung, dabei schäumt die Flüssigkeit stark auf! Man wartet bis sich der Schaum abgesetzt hat. Gefärbt wird im 90 °C heißen Färbebad. Mit den Annattosamen kann man auch Ostereier färben.
 
 
Mit Annatto gefärbte Wolle
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 Die Farbstoffe Bixin und Norbixin färben Wolle orangegelb.
 
   
Toxikologie
Annatto ist nicht als Gefahrstoff eingestuft. Beim Umgang mit Stäuben und Pulvern ist zu beachten, dass diese sich nicht im Raum verteilen. Stäube sind brennbar, sie können Atem- oder Augenreizungen auslösen.
   
Weitere Infos
Farbenprojekt  Eier färben 
Arbeitsblatt  Färben und Batiken mit Beizenfarbstoffen

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