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Lichtbrechung und Doppelbrechung


vergrößerte AbbildungLupe


Nehmen wir den Spaltrhomboeder eines Calcits und legen ihn auf eine Zeitung, dann erscheint die Schrift zweimal. Dieses Phänomen wird als Doppelbrechung bezeichnet. Zum genaueren Verständnis soll zuerst einmal der Begriff des Lichtbrechung erläutert werden: Stellt man einen Stab in einen Behälter mit Wasser, erscheint der Stab geknickt. Dieses Phänomen ist durch eine besondere Eigenschaft des Lichts erklärbar: Lichtstrahlen, welche in durchsichtige Materialien eindringen, ändern bei Eintritt an der Grenzfläche ihre Richtung. Leitet man einen gebündelten Lichtstrahl in einem schrägen Winkel in Wasser, so wird er am Übergang zwischen Luft und Wasser abgeknickt.


BrechungsgesetzLupe


Der Brechungswinkel β kann berechnet werden, wenn der Eintrittswinkel α und die Brechzahlen n1 und n2 der beiden Medien bekannt sind. Aufgrund des Phänomens der Brechung von Licht erscheinen im Wasser liegende Objekte näher an der Oberfläche als sie tatsächlich sind. So wird auch meistens die Wassertiefe von glasklaren Gewässern viel zu gering eingeschätzt. Hält man einen Trinkhalm in Wasser, sieht es von oben gesehen aus, als ob der Trinkhalm abknickt:


Trinkhalm im WasserLupe

Ein Trinkhalm wird in Wasser untergetaucht.


Durchsichtige Mineralien, die nach dem kubischen Kristallsystem kristallisieren, zeigen den gleichen Effekt der einfachen Lichtbrechung. Alle anderen Mineralien und auch der Calcit sind doppelbrechend. Der Lichtstrahl wird in zwei Strahlen zerlegt: in den ordentlichen oder ordinären Strahl o, der bei geradem Lichteintritt ungebrochen verläuft, und in den außerordentlichen oder extraordinären Strahl e, der bei geradem Lichteintritt abgelenkt wird.


Doppelleben

 

Beispiel für den Calcit bei der Wellenlänge λ = 589,3 nm


Der Brechungsindex für den ordinären Strahl beträgt no = 1,6584.
Der Brechungsindex für den extraordinären Strahl beträgt n= 1,4864.


Die Stärke der Doppelbrechung ergibt sich aus der Differenz neno:
1,4864 − 1,6584 = −0,1720 (optisch negativ)



Die beiden Strahlen durchlaufen den Kristall mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Mit Hilfe einer optischen Anordnung kann man die beiden Lichtstrahlen überlagern, so dass das Phänomen der Interferenz auftritt. Als Ergebnis sind unterschiedliche Farbringe zu sehen. Das Phänomen kann zur Mineralienbestimmung benutzt werden. Geologen nehmen dünne Scheiben eines Minerals oder eines Gesteins und untersuchen es in polarisiertem Licht. Anhand der auftretenden Farben können sie das Mineral oder die Bestandteile im Gestein bestimmen.

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