Hämatit, Roteisenstein
engl. Hematite
Nach dem griechischen Wort haima („Blut“)
Formel
Stoffgruppe
Farbe
Strich
Glanz
Transparenz
Härte (Mohs)
Dichte
Spaltbarkeit
Bruch

Kristallsystem
Kristallklasse
Fe2O3, Turgit: Fe2O3 • nH2O
Oxide
grau, blauschwarz, rot
blutrot, braun
Metallglanz oder matt
undurchsichtig (kompakt)
5,5 – 6,5
4,9 – 5,3 g/cm³
keine
uneben, muschelig, schuppig

trigonal
ditrigonal-skalenoedrisch
HämatitLupe
Eigenschaften
Varietäten
Kristallformen
Geschichte
Vorkommen
Verwendung
Beschreibung

Eisenerz CleebergLupe Eisenerz verwittert vom Cleeberg in Hessen
Glaskop Marokko
Lupe
Glaskopf aus Igleta Ighoud in Marokko
Hämatit pseudomoprh nach Magnetit
Lupe
Hämatit pseudomorph nach Magnetit, Utah
HämatitLupeHämatit, N'Chwaning Mine II, Kalahari, Südafrika
Eisenrose, Obergoms
Lupe
Eisenrose aus Obergoms, Schweiz
Hämatit aus Elba
Lupe
Hämatit von der Insel Elba, Italien
Hämatit mit Rutil, CavradiLupe Hämatit flächenreich mit Rutil, Cavradischlucht
Eisenrose aus Uoro Petro, Brasilien
Lupe
Hämatit-Eisenrose aus Ouro Preto, Brasilien
Eigenschaften

Reiner Hämatit ist ein blauschwarz glänzendes, undurchsichtiges Mineral, das nur in allerfeinsten Blättchen rötlich durchscheinend ist. Das Mineral kann an der Luft bunt anlaufen. Der schwarze Hämatit verwittert an der Luftfeuchtigkeit zu rotem Hämatit. Von anderen schwarzen Erzen kann er durch die blutrote Strichfarbe unterschieden werden. Das Mineral ist in gepulverter Form in Salzsäure langsam löslich. Vor dem Lötrohr kann es nicht geschmolzen werden. Natürlicher Hämatit ist selbst nicht ferromagnetisch, er ist aber magnetisierbar: Stücke, die im Handel als „Magneteisenerz“ angeboten werden, enthalten meistens keinen Magnetit, sondern sie bestehen aus nachträglich magnetisiertem Hämatit.


Varietäten und Pseudomorphosen

Gelegentlich nennt man den Hämatit in Anlehnung an den hohen Metallglanz auch Specularit, was sich auf das lateinische Wort speculum („Spiegel“) bezieht. Quarz, der von Hämatit durchzogen ist, wird als Tigereisen bezeichnet. Hämatit ist Bestandteil des roten Ockers, der als Farbpigment benötigt wird. Als Turgit wird eine Mischung aus Hämatit und Goethit bezeichnet. Sie entsteht bei der Verwitterung des Goethits. Der Maghemit ist dagegen ein eigenständiges Mineral, das aus der γ-Modifikation des Eisen(III)-oxids besteht und im kubischen Kristallsystem kristallisiert. Glaskopf ist ein kugeliger-nieriger Hämatit.

Der Hämatit färbt zahlreiche andere Minerale wie Calcit oder Quarz rot. Pseudomorphosen sind durch die Umwandlung von Calcit, Dolomit oder Magnetit in Hämatit bekannt.


Kristallformen und Wachstum

Hämatit kristallisiert nach dem trigonalen System: Basispinakoide, Prismen, Rhomboeder, Dipyramiden und Skalenoeder bauen die Kristallformen in vielen Kombinationen auf. Der Habitus ist oft pseudohexagonal. Auch Durchdringungszwillinge kommen vor. Die glänzenden Hämatitkristalle bezeichneten die Bergleute früher als Eisenglanz. Blättrige oder schuppige Aggregate nennt man Eisenglimmer. Hämatit tritt auch drahtartig bis nadelig, derb, massig oder körnig auf. Erdige oder lockere Aggregate werden für die Malerei als „Rötel“ oder als „roter Eisenocker“ abgebaut.

Tafelige Kristalle, die als Rosette angeordnet sind, werden als Eisenrose bezeichnet. Die ersten wurden im Jahr 1810 am Passo di Lucendro im Schweizer Kanton Tessin gefunden. Die Eisenrosen aus den alpinen Klüften enthalten häufig auch Titandioxid oder sind von Rutilnadeln durchdrungen. Fremdbeimengungen mit Titan führen zu einer schwarzen Strichfarbe. Die dicktafeligen, flächenreichen Hämatite aus der Schweizer Cavradischlucht oder aus dem Chollergraben im Binntal sind keine Eisenrosen. Auf diesen Aggregaten wachsen häufig rotbraune Rutilkristalle.


Geschichte

Das Eisen als Metall war bereits in der Antike bekannt. Die Eisenzeit begann nach der Bronzezeit etwa um 1400 vor Christus. Als Erfinder der Eisengewinnung aus Eisenerz gelten die Hethiter, ein Volksstamm im Vorderen Orient. Farbige Erden, die durch Hämatit rot gefärbt sind, sind die ältesten Farbmittel der Menschheit. Mit diesen fertigten schon die Höhlenmaler ihre Kunstwerke. Der Name des Hämatits bezieht sich auf die Farbe und ist nach dem griechischen Wort haima („Blut“) benannt. Der Begriff haimatites lithos bedeutet so viel wie „Blutstein“. Erwähnt wurde der Begriff von dem griechischen Naturforscher und Philosoph Theophrast um 300 vor Christus. Auch der römische Gelehrte Plinius der Ältere verwendete den Begriff.

Der Eisenerzabbau auf der Insel Elba lässt sich bis auf die Etrusker im 7. Jahrhundert vor Christus zurückverfolgen. Auch die Römer bauten den Hämatit auf Elba ab. Die ergiebigste Fundstelle liegt bei Rio Marina. Der Hämatit kommt dort in sehr hoher Reinheit vor. Schon Plinius wies auf die Umweltfolgen eines intensiven Abbaus des Erzes auf Elba hin und fürchtete um die Wälder und die Holzressourcen auf der Insel. Holz war der Rohstoff für Holzkohle, die für die Eisengewinnung notwendig war. Nachdem die Ressourcen auf Elba für das Römische Reich nicht mehr ausreichten, suchten die Römer nach anderen Quellen. Sie holten das Erz aus ihren Provinzen und aus Afrika. Irgendwann war auch das Brennmaterial auf Elba versiegt. Die Eisenwerke zur Verarbeitung des Erzes lagen im 19. Jahrhundert auf Korsika oder an Europas Küstenregionen, wo es noch Wälder gab. Im 20. Jahrhundert baute man auf Elba Pyrit ab. Die Eisenerz-Förderung wurde 1980 eingestellt.


Vorkommen

In der Frühgeschichte der Erde gelangte das Eisen durch unzählige Meteoriteneinschläge auf die Erde. In den Urmeeren oxidierte das Eisen zu Eisenoxiden, die sich im Sediment ablagerten. So entstanden die Eisenerz-Lagerstätten. Auf der Insel Elba in Italien liegt ein historisches Vorkommen. In Deutschland gewann man das begehrte Erz zum Beispiel in den Eisenerzbergwerken der Lahn- und Dillmulde in Hessen oder im Erzgebirge. Abbauwürdige Erzvorkommen finden sich heute in China, Australien, Brasilien, Indien, Russland oder in der Ukraine. Hämatit wurde auch auf dem Mars nachgewiesen. Dies ist ein Beleg dafür, dass es auf dem Mars einmal große Wasservorräte gab.

Bei Sammlern begehrt sind zum Beispiel die Schweizer Hämatit-Aggregate aus der Cavradischlucht, wenn sie mit Rutilkristallen besetzt sind oder die Eisenrosen aus dem Schweizer Aarmassiv wie man sie bei Obergoms im Wallis findet. Die größten Eisenrosen kommen jedoch nicht aus der Schweiz, sondern aus Ouro Preto in Brasilien.


Verwendung

Roteisenerz ist ein bedeutendes Erz zur Gewinnung von Eisen im Hochofenprozess. Eisenoxidrot wird als beständiges Pigment für Rostschutzanstriche, Anstrichfarben und zum Färben von Keramik verwendet. Allerdings wird dabei synthetisch hergestelltes und reines Eisen(III)-oxid bevorzugt. Aufgrund seiner Magnetisierbarkeit eignet sich Eisen(III)-oxid als Trägermaterial auf Tonbändern, die heute noch bei professionellen Musikproduktionen eingesetzt werden. Hämatit ist auch ein beliebtes Material zum Herstellen von Schmucksteinen.



Lupe
Glaskopf aus Bad Lauterberg im Harz
Hämatit pseudomoprh nach Magnetit
Lupe
Hämatit pseudomorph nach Calcit, Laurion
roter Ocker
Lupe
Roter Ocker aus Spanien

Lupe
„Tigereisen“-Herz: Hämatit, Limonit, Quarz
Calcit
Lupe
Hämatit aus der Grube Clara im Schwarzwald
Hämatit
Lupe
Hämatit aus der Grube Clara im Schwarzwald
Hämatit
Lupe
Hämatit aus der Grube Clara im Schwarzwald

Lupe
Hämatit auf Amethyst aus der Grube Clara
Calcit
Lupe
Hämatit mit Baryt aus Wittichen im Schwarzwald
Hämatit
Lupe
Hämatit vom Nickenicher Weinberg in der Eifel
Calcit
Lupe
Drahtartiger Hämatit aus Nickenich in der Eifel
Hämatit
Lupe
Hämatit aus Schlema bei Schneeberg im Erzgebirge
Calcit
Lupe
Eisenrose vom Wannigletscher im Binntal, Wallis
Hämatit
Lupe
Eisenrose von der Fibbia am Gotthard, Tessin
Hämatit mit Rutil
Lupe
Hämatit mit Rutil aus der Cavradischlucht, Graubünden

Lupe
Orthoklas mit Hämatit aus der Cavradischlucht
Calcit
Lupe
Hämatit mit Rutil vom Mörchnerklar im Zillertal, Tirol
Hämatit
Lupe
Hämatit vom Hopffeldboden im Obersulzbachtal, Salzburg
Hämatit mit Rutil und Calcit
Lupe
Hämatit mit Rutil und Calcit aus dem Lohningbruch in Rauris

Lupe
Rutil mit Hämatit aus dem Lohningbruch in Rauris
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